Der Film
Dessen Schergen haben bei Ausgrabungen in Kairo nun den mutmaßlichen Aufbewahrungsort der Bundeslade entdeckt. Eine Armee, welche das biblische Relikt, in dem einst die zehn Gebote aufbewahrt worden sind vor sich herträgt, kann der Legende nach von keiner irdischen Macht besiegt werden. Genau das soll Indy nun im offiziellen Regierungsauftrag verhindern. Um den genauen Standort der Lade aber überhaupt erst bestimmen zu können, benötigt man zuerst einen Stab samt einzigartigem Kopfstück. Letzteres befindet sich ausgerechnet im Besitz von Marion Ravenwood (Karen Allen, Der Sturm), die es sich im verschneiten Nepal als Kneipenbesitzern gemütlich gemacht hat und nach einer früheren Beziehung alles andere als gut auf den Peitschenschwinger vom Dienst zu sprechen ist. Weil der Ex aber immer noch bessere Gesellschaft darstellt als Nazi-Folterknechte und die Lebensgrundlage nach einer ersten Auseinandersetzung abbrennt, hängt sich Marion mitsamt Kopfstück kurzerhand an den widerwilligen Indy.
In Kairo angekommen trifft sich das streitlustige Duo mit dem lokalen Grabungsexperten Sallah (John Rhys-Davies, Der Herr der Ringe). Der weiß nichts Gutes zu berichten: Unter Aufsicht von Indy´s Erzrivalen Belloq sowie dem Wehrmachtsoffizier Dietrich wühlt sich längst eine Hundertschaft von Arbeitern durch die Wüste und ist der Lade bereits gefährlich nahe. Heimlich schleust sich Indy bei der Ausgrabung ein und schafft es tatsächlich, das begehrte Artefakt nach einigem Trubel aufzuspüren. Die Freude ist jedoch nur von kurzer Dauer, denn die Nazis kommen den heimlichen Buddlern auf die Spur, schnappen sich die Lade und lassen Indy und Marion zum Sterben in einer Schlangenhöhle zurück. Einer ausgewachsenen Schlangenphobie zum Trotz ist das Schicksal der Welt damit aber zum Glück noch nicht besiegelt…
Die Rezension
Man stelle sich zwei erwachsene Männer vor, die bei einem gemeinsamen Urlaub am Strand hocken und zusammen eine Sandburg bauen. Einer der beiden hat mit Star Wars gerade Kinogeschichte geschrieben, ist aber nach den stressigen Dreharbeiten und dem ausufernden Erfolg seiner Schöpfung völlig erschöpft. Der andere hat einige Jahre zuvor mit Der weiße Hai ebenfalls einen Überraschungshit landen können, sein letzter Film 1941 – Wo bitte geht´s nach Hollywood wurde aber von der Kritik völlig verissen, nun steht die weitere Karriere auf Messe´s Schneide. Der Traum, einmal Regie bei einem James Bond zu führen, ist in weite Ferne gerückt und Geld für neue Projekte will auch niemand lockermachen. Während die beiden Männer einen kleinen Wassergrabenn ausheben sagt der eine zum anderen: „Du, ich habe da eine Idee…“ So schließlich legten George Lucas und sein bester Freund Steven Spielberg schließlich die Weichen für das, was später einmal Jäger des verlorenen Schatzes werden würde.
Ursprünglich sollte der Titelcharakter Indiana Smith heißen und von Tom Selleck gespielt werden. Weil der aber vertraglich an Magnum gebunden war und auch andere Wunschkandidaten absprangen, ging die Rolle schließlich an Harrison Ford. Sehr zum anfänglichen Missfallen von Lucas übrigens, der Ford zwar mit Star Wars über Nacht zu Weltruhm verholfen hatte, aber lieber ein unbekanntes Gesicht mit der Option auf drei Filme verpflichten wollte. Letztendlich konnte sich Spielberg aber mit seinem Wunsch durchsetzen. Als einen der Schurken wollte man übrigens Klaus Kinski verpflichten, das Les Enfant Terrible der deutschen Schauspielstars lehnte das Angebot aber brüskiert mit der Begrüdung ab, das „Drehbuch sei komplett beschissen“. Vor der Besetzung musste aber zunächst die Finanzierung geregelt werden. Reihenweise Studios lehnten das Projekt ab, bis Paramount sich schließlich dazu bereit erklärte, den Film für schon damals relativ mickrige zwanzig Millionen Dollar umzusetzen. Einzige Bedingung: Der fertige Film durfte keinen Cent mehr kosten und musste fristgerecht fertiggestellt werden.
Dreiundsiebzig Tage lang filmte die Crew an verschiedenen Locations in Frankreich, Tunesien, Hawaii und England. Spielberg und Lucas gelang es trotz zahlreicher widriger Umstände (neben dem unstetigen Wetter zog sich beinahe jeder an der Produktion Beteiligte eine schwere Lebensmittelvergiftung zu), den Film pünktlich fertigzustellen. Der Rest ist im Grunde ein Stück Filmgeschichte. Binnen kürzester Zeit entwickelte sich Jäger des verlorenen Schatzes zu einem absoluten Selbstläufer und mauserte sich schließlich zum erfolgreichsten Film des Jahres 1981, der weltweit knapp vierhundert Millionen Dollar eingespielte und von Fans und Kritikern gleichermaßen euphorisch aufgenommen wurde. Die meisterhaft von Harrison Ford dargestellte Figur des Indiana Jones revolutionierte den Typus des klassischen Abenteurers komplett neu, tolle Tricks und ein längst legendärer Soundtrack aus der Feder von John Williams taten ihr übriges dazu. Der Lohn der Mühen: Fünf Oscars© bei insgesamt neun Nominierungen sowie zahlreiche weitere Preise. Und ein zeitloses Meisterwerk, dass heute genauso viel Spaß macht wie damals.
Das Bild
Über die Jahre wurde der Film in regelmäßigen Abständen immer wieder ausgewertet. Eine gewisse Beständigkeit gibt frühestens seit dem Zeitalter der DVD, schon hier macht Jäger des verlorenen Schatzes eine gute Figur. In die Vollen ging man aber einige Zeit später mit der Premiere auf Blu-Ray. Dafür wurde der Film neu vom analogen Originalnegativ abgetastet und erstrahlte in bisher ungekannter Qualität. Für die UHD entstand abermals ein neuer Transfer, dieses Mal aber in nativem 4K und anschließender digitaler Nachbearbeitung. Unter der persönlichen Aufsicht von Regisseur Steven Spielberg nutze man die Gelegenheit ähnlich wie schon bei der Neuveröffentlichung von Star Wars dazu, ein paar Unzulänglichkeiten zu korrigieren. Dabei handelt es sich aber um sehr kleine Eingriffe, primär mit dem Zweck, die Matte Paintings im Hintergrund als solche nicht ganz so offensichtlich erscheinen zu lassen – etwas, dass sich anderenfalls alleine schon aufgrund der hohen Auflösung kaum hätte vermeiden lassen. Puristen mögen das konsequent ablehnen, ich aber bin der Meinung, dass die Korrekturen positiv dazu beitragen, den Zauber des Films beizubehalten. Wer mehr über die Änderungen erfahren möchte, sollte sich den wie immer hervorragend recherchierten Artikel bei unseren Kollegen von Schnittberichte.com zu Gemüte führen.
Besonders bei Farben und Kontrasten ergibt sich ein Unterschied wie Tag und Nacht. Neutralität ist für die Blu-Ray ein Fremdwort. Ein unschöner Grünstich ist quasi dauerpräsent. Wechselt der Film später in sonnigere Gefilde, versumpft das Bild zusätzlich in viel zu übertriebenem Orange. Auftritt: Die UHD. Der allgemeine Grünstich ist komplett verschwunden, sämtliche Farben werden im Rahmen der insgesamt erdigen Palette wieder neutral und kraftvoll ausgegeben. Davon profitiert auch die zweite Hälfte des Films. Wo zuvor Orange das Bild dominiert hat, erstrahlen jetzt viel natürlichere Brauntöne, egal ob man HDR10 oder Dolby Vision nutzt. So entsteht insgesamt ein wesentlich runderer Eindruck. Auf dem Papier mag das nach wenig klingen, vergleicht man die UHD aber direkt mit der Blu-Ray, werden die Vorteile klar deutlich. Nicht ganz so weltbewegend verhält es sich dagegen bei den Kontrasten. In helleren Szenen liefert die UHD zwar mehr Durchzeichnung und bringt Dreidimensionalität zurück, wo die Blu-Ray arg flach gewirkt oder einfach überbelichtet hat, in dunkleren Szenen ist der Zugewinn dagegen je nach Szene eher schwankender Natur. Obwohl also insgesamt keineswegs perfekt, präsentiert sich die UHD als gegenwärtig definitive Möglichkeit, den Klassiker zu erleben und hängt ihren Vorgänger in nahezu jeder Hinsicht komplett ab.
Der Ton
Ungläubig rieb ich mir Anfang des Jahres noch die Augen, als die Pressemitteilung von Paramount zum Release der Collection von unkomprimiertem deutschem Sound in TrueHD sprach. Konnte es denn wirklich wahr sein, dass nach jahrelanger konsequenter Weigerung, deutsche Veröffentlichungen mit zeitgemäßen Tonspuren zu versehen, nun ein Wunder geschehen sollte? Die Antwort lautet: Ja! Einen kleinen Haken hat die ganze Sache dennoch (wäre ja sonst auch zu einfach). Als Basis der frischen Abmischung hat Paramount nämlich nicht die alte Stereospur der Kinofassung genommen, sondern die im Zuge der HD-Premiere erstellte Neusynchronisation, um den Film tauglich für modernere Heimkinosysteme zu machen. Und die ist nicht nur in meinen Augen allerhöchstens mittelmäßig zu bewerten. Zwar agiert Wolfgang Pampel auch hier als Stimme von Harrison Ford, klingt aber weit über ein Vierteljahrhundert später bereits merklich älter. Alle anderen Rollen bis auf die von Marcus Brody wurden komplett neu besetzt. Der Charme der ursprünglichen Synchronfassung geht dabei komplett verloren, auch weil die Stimmen viel zu tief abgemischt worden ist. Deshalb ist es gut, dass man im Heimkino zusätzlich seit der Blu-Ray immer auch die alte, wenn auch altersschwache Stereospur als Alternative angeboten hat. Im TV läuft dagegen mittlerweile nur noch die neue Fassung. Wer nun TrueHD hören will, kommt um selbige leider nicht herum.
Schade eigentlich, denn eben diese Fassung hat einiges zu bieten. Sämtliche Effekte fühlen sich präziser platziert an und kommen wesentlich kraftvoller zur Geltung. Der Soundtrack ist klarer und kommt ohne unangenehm zu dominieren wahrnehmbar aus jeder Ecke des Raums. Beim Bass legt die neue Tonspur dann richtig zu und kann sich stellenweise sogar mit aktuellen Veröffentlichungen messen. Insgesamt – und das ist wieder so ein kleines Wunder – klingt das Ding sogar besser als die reguläre Ebene der ebenfalls komplett neuen englischen Dolby Atmos! Die hat dafür den Vorteil der zusätzlichen Höhenebene, worauf Paramount bei der deutschsprachigen Variante dann leider doch verzichtet hat. Auf der regulären Ebene etwas weniger kraftvoll, überragt die Atmos dafür beim Mittendringefühl. Schon die ersten Szenen im Dschungel legen die zahllosen Tierlaute mitsamt Score direkt nach oben, wodurch eine fantastische Räumlichkeit entsteht. Kracht Minuten später die Steinkugel hinter unserem Helden auf den Boden, ist das ebenfalls ein toller Effekt. Die Schießerei in Marion´s Kneipe wird durch über die Decke sausende Querschläger gleich lebendiger, finden sich unsere Helden ab der zweiten Filmhälfte in der Schlangengrube wieder, zuckt man angesichts des bedrohlichen Zischens aus allen Richtungen immer wieder zusammen. All das aber eben nur im Originalton und mit passendem Equipment.
Die Extras
Gegenwärtig ist der Film nur als Teil einer Collection erhältlich. Sämtliches Bonusmaterial, darunter sogar ein paar neue Extras, finden auf einer gesonderten Blu-Ray Platz. Alle vier Teile der Reihe liegen der Box ebenfalls als Blu-Ray bei, hier aber nur in bereits bekannter Form. Neben einer Version als Digipak gibt es die Sammlung auch als limitierte Edition, wo jeder Film ein eigenes Steelbook spendiert bekommen hat – natürlich gegen einen entsprechenden Aufpreis. Hier haben allerdings längst die Scalper als große neue Pest des 21. Jahrhunderts neben den Influencern erbarmungslos zugeschlagen.
Momentan ist die edle Version nur zur absolut unverhältnismäßig hohen Preisen zu kriegen. Unterstützen sollte man das nicht, auch die reguläre Standardausgabe ist hochwertig und schick gemacht und kann in dieser Form bedenkenlos jeder Sammlung hinzugefügt werden.Früher oder später wird Paramount sicher auch Einzelveröffentlichungen auf den Markt werfen. Wer also nur an bestimmten Filmen interessiert ist, kann genauso gut warten. So oder so habe ich mich dazu entschieden, sämtliche Extras erst mit dem Review zum vierten Film abschließend zu bewerten.
Fazit
„Indiana Jones hat mich quasi durch meine gesamte Kindheit begleitet. Zuerst habe ich die (unglaublich guten) Adventures auf dem PC meines Großvaters gespielt, wenig später folgten dann nach viel Bettelei darüber, über die Altersfreigabe hinwegzusehen, auch die Filme. Jäger des verlorenen Schatzes definierte ein ganzes Genre neu, selbst heute ist der Kultklassiker mit seinem mindestens ebenso kultigen Helden ein Maßstab für alle, die ihm nachfolgen wollen – so richtig geschafft hat das in vierzig Jahren aber niemand. Die UHD-Premiere ist alles in allem sehr gelungen, wenn man die kleinen Korrekturen als Verbesserung anerkennen kann. Das Bild ist der Blu-Ray in fast allen Belangen weit überlegen, wenngleich stellenweise etwas zu aggressiv gefiltert wurde. Beim Sound legen vor allem Bass und Dynamik massiv zu, es für Fans der alten Synchronfassung bleibt aber weiterhin nur die Stereospur.“
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