Der Film
Erneut gerade so mit dem Leben davongekommen will man sich nun gemeinsam nach Delhi durchschlagen, ein Zwischenstopp in einem verarmten Dorf mitten im Dschungel sorgt aber für eine Planänderung. Im nahegelegenen Palast von Pankot ist ein uralter Kult wiederauferstanden, der sich ganz der Anbetung der finsteren Göttin Kali widmet und mithilfe fünf heiliger Steine die Weltherrschaft übernehmen will. Den Dorfbewohnern hat man aber nicht nur ihren Stein gestohlen, sondern auch sämtliche Kinder, die nun für Kultführer Mola Ram tief unter dem Palast als Zwangsarbeiter nach den letzten verbliebenen Steinen graben müssen. Vor Ort erweckt zunächst nichts einen verdächtigen Eindruck, stattdessen wird in prunkvollem Ambiente zu Affenhirn auf Eis und anderen fragwürdigen Spezialitäten geladen, sämtliche Vorwürfe vom kindlichen Maharadscha und seinem Premier weggelächelt.
Nur durch einen Zufall entdecken Indy, Short Round und Willie einen Geheimgang, der tief unter die Katakomben des Palastes führt. Dort bestätigen sich die schlimmsten Befürchtungen: Nicht nur, dass der Todeskult tatsächlich existiert und sich die Zeit munter mit Menschenopfern vertreibt, man ist den fehlenden Steinen auch bereits sehr nahe! Noch bevor Indy eingreifen kann, wird er mit seinen Mitstreitern gefangen genommen und zum willenlosen Werkzeug von Mola Ram gemacht. Als Einstandsprüfung soll er Willie persönlich in der Lavagrube versenken. Dann würde zwar das ewige Geschrei aufhören, die feine Art wäre es natürlich nicht. Jetzt können eigentlich nur noch die Götter helfen, aber ein paar Millionen Liter Wasser sind auch ein guter Anfang…
Die Rezension
Obwohl für George Lucas und Steven Spielberg beruflich alles rund lief, sah es zum Zeitpunkt der Produktion von Indiana Jones und der Tempel des Todes privat jeweils alles andere als gut aus. Beide standen vor gescheiterten Beziehungen, was den Grundton des Films dramatisch beeinflusste. Das durch und durch düstere Setting erstickte die Leichtigkeit des Vorgängers quasi im Keim, hier und da ging es dann auch deutlich expliziter zu. Die hiesigen Behörden erteilten kurzerhand eine Freigabe ab sechzehn Jahren, jüngere Fans wurden an deutschen Kinokassen in Scharen abgewiesen und Fernsehfreunde mussten über Jahrzehnte mit geschnittenen Ausstrahlungen der sonst so primetimetauglichen Reihe leben, sofern man die ungeschnittene Fassung nicht längst im Regal hatte. Die finstere Grundstimmung kam bei ihrer Kinopremiere aber auch beim mündigen Publikum samt Kritikern längst nicht so gut an. Zu brutal, zu pessimistisch und selbst Indiana Jones selbst wechselte (kurzzeitig) auf die Seite des Bösen.
Obwohl der Ausflug in den Tempel des Todes mehr als Zehnfache seiner Kosten einspielte und bei den darauffolgenden Oscars© immerhin noch den Award für die Besten Effekte abräumen durfte, hatten sich alle Beteiligten aufgrund des vorangegangenen Hypes sicher noch etwas mehr erhofft. Spielberg und Lucas äußerten in den Folgejahren immer wieder, selbst nie voll mit dem Ergebnis zufrieden gewesen zu sein. Ohnehin galt es beim Dreh auch dieses Mal wieder, zahlreiche Probleme zu bewältigen. Ursprünglich sollte vor indischer Originalkulisse gedreht werden, entsprechende Locations waren längst ausgewählt worden. Aber die hiesige Regierung störte sich am Kultistenthema und sah ihre Kultur verunglimpft, nicht zuletzt wohl auch wegen gedünsteter Schlangen und Lebendkäfer auf dem Speiseplan. Weil man zusätzlich auch die Kontrolle über die finale Schnittfassung verlangte, wichen die Macher für einige Außenaufnahmen schließlich auf Sri Lanka aus, statt echter Paläste kamen einmal mehr Matte Paintings zum Einsatz, der Rest entstand komplett in den englischen Elstree Studios. Indien verbannte den fertigen Film übrigens komplett aus den Kinos, erst mit den Heimkinoveröffentlichungen kam man auch im Land von Curry und Linsen in den Genuss des Streifens.
Zum Glück ändern sich Sehgewohnheiten über die Jahre. So erfährt Indiana Jones und der Tempel des Todes mittlerweile eine wesentlich wohlwollendere Bewertung. Die handgemachten Kulissen wirken heute noch täuschend echt, Kameraführung und der gewohnt tolle Soundtrack von John Williams untermalen die zeitlos gelungene Atmosphäre zusätzlich. Der finale Kampf über krokodilverseuchte Gewässer und die rasante Flucht mit der Minenlore sind längst Filmgeschichte. Und auch für Regisseur Spielberg nahm das Abenteuer ein gutes Ende: Am Set verliebte er sich in Willie-Darstellerin Kate Capshaw, die beiden sind bis zum heutigen Tage glücklich verheiratet. Was bleibt, ist sicher nicht der allerbeste Eintrag der Reihe, aber auch ganz sicher nicht der Schlechteste. Zu dem kommen wir nämlich noch.
Das Bild
Auch für Indiana Jones und der Tempel des Todes wurde zugunsten der Neuauflage ein komplett neuer Transfer vom analogen 35mm-Material angefertigt und im Anschluss digital nachbearbeitet. Das Ganze natürlich auch dieses Mal unter der Aufsicht von Steven Spielberg höchstpersönlich. Das Ergebnis wartet nicht nur mit einem nativ in 4K aufgelösten Bild auf, sondern liefert zudem noch Support für HDR10 und Dolby Vision samt erweitertem Farbraum nach Rec.2020. Also alles, was man für eine gute Party braucht. Die Nachbearbeitung nimmt keine gravierenden Änderungen am Film vor, sondern konzentriert sich wie schon beim Vorgänger ausschließlich darauf, die Übergänge zwischen Matte Paintings und den Charakteren im Vordergrund etwas weniger offensichtlich wirken zu lassen. Bereits über die nach heutigen Maßstäben noch recht gute Blu-Ray ließ sich das bereits sehr gut entlarven, die vierfach höher auflösende UHD hätte das Problem ohne Korrekturen noch extremer herausgearbeitet, dementsprechend begrüßenwert sind die Korrekturen in meinen Augen auch. Wer sich diesbezüglich ein genaueres Bild machen möchte, sei auf den hervorragenden Vergleichsartikel bei den Kollegen von Schnittberichte.com verwiesen.
Die visuellen Quantensprünge des Vorgängers darf man dieses Mal nicht erwarten. Die UHD ist zwar auch in diesem Fall die bestmögliche Wahl, legt aber gemessen an der Blu-Ray primär in den Nuancen zu. Wo Jäger des verlorenen Schatzes schon in den ersten Sekunden eindrucksvoll die Muskeln spielen lässt, macht sich hier eher Ernüchterung bereit. Die komplette Szene im Club Obi-Wan (Eine dankbare Referenz an George Lucas) bleibt auch über die UHD eher mau und kann bei Farben sowie Kontrasten nur minimal zulegen. Sobald Indy und Kohorten das Flugzeug besteigen, geht´s auch qualitativ in die Höhe. Der Direktvergleich offenbart etwas mehr Detailreichtum bei Gesichtern und Umgebungstexturen, aber weil die Blu-Ray hier wie erwähnt bereits gute Ergebnisse erzielen konnte, sind die Unterschiede vor allem aus der Ferne kaum zu erkennen. Was dagegen gut erkennbar ist: Auch hier wurde bei der Körnung nachgeträglich mit Filtern gearbeitet, dieses Mal jedoch mit besseren Ergebnissen als beim ersten Teil. „Aquarellmomente“ bleiben einem glücklicherweise erspart, aber gerade wenn viel Rauch im Spiel ist, kann man gut sehen, dass das Korn darüber wie festgefroren wirkt.
Bei der Farbgebung muss man ebenfalls etwas genauer hinsehen. Schon die Blu-Ray war relativ neutral, aber die UHD legt in diesem Segment nochmal zu. Die erdige Palette passt prima zum Setting, lässt aber den dominaten Rot- und Goldelementen des Films angenehm viel Raum zur Entfaltung. Das Interieur vom Palast und später die gesamte Szenerie in den Katakomben samt der Schurkenoutfits erstrahlen richtig toll. In Sachen Kontrastgebung ist die UHD ebenfalls überlegen. Das zeigt sich besonders beim Finale auf der Hängebrücke. Wo die Blu-Ray nämlich komplett zusammenbricht, bleibt die UHD konstant stark. Im Direktvergleich übrigens die Szene mit den größten Unterschieden zur letzten Veröffentlichung, generell profitieren Außenaufnahmen am ehesten vom Upgrade. Hier zeigt sich nämlich fast durchgehend, wie sehr die Blu-Ray mit Kompressionsschwierigkeiten zu kämpfen hat. Sobald viel Licht auf offene Szenerien trifft, wird das Bild sehr unruhig, Hintergründen gehen Details verloren. Bei der UHD ist davon nichts mehr zu sehen. Als Einzelkauf sollte man sich das Upgrade überlegen, als Teil der Collection kann man über die Resultate der Neuabtastung aber nicht groß meckern.
Der Ton
Paramount und verlustfreier deutscher Sound…das muss man sich immer noch auf der Zunge zergehen lassen. Aber ja, auch Indiana Jones und der Tempel des Todes wartet genau damit auf, und zwar in Dolby TrueHD. Für den O-Ton gibt´s ebenfalls eine neue Abmischung im Format Dolby Atmos mit zusätzlicher Höhenebene. Dieses Mal sind die beiden Formate aber nicht ganz so weit auseinander wie zuletzt. Wo Jäger des verlorenen Schatzes auf der regulären Ebene klar überragte, ist der Vorsprung jetzt nur noch minimal. Etwas mehr Dynamik bei den Effekten, ein Ticken mehr Power beim Subwoofer, dafür aber kein Support für die Heights, welche ohnehin etwas zaghaft (aber sehr wohl in den richtigen Momenten) zum Einsatz gelangen und die allgemeine Immersion daher nur minimal verbessern.
Vergleicht man den neuen deutschen Sound aber mit ihrem Pendant der Blu-Ray, welches nur in Dolby Digital 5.1 vorliegt, werden die Unterschiede schnell deutlich. Mehr Wumms und mehr Dynamik in beinahe sämtlichen Bereichen, da hat die altersschwache Ausstattung der HD-Version keine Chance. Nur die Stimmen bleiben etwas dünn, hier schlägt sich der O-Ton wenig überraschend viel besser. Immerhin: Die viel zu tiefe Dialogabmischung des Vorgängers findet man hier nicht. Wolfgang Pampel und das restliche Ensemble klingen so, wie sie klingen sollen. Und weil man sich zur Produktionszeit bereits im Zeitalter des Raumklangs befand, war eine Neusynchronisation zum Glück auch nicht nötig. Kurzum: Eine deutliche Verbesserung für deutschsprachige Konsumenten, die das Upgrade noch am ehesten rechtfertigt. Lediglich der Score von John Williams könnte über sämtliche Fassungen etwas kraftvoller zur Geltung kommen. Aber das ist Gemaule auf hohem Niveau.
Die Extras
Gegenwärtig ist der Film nur als Teil einer Collection erhältlich. Sämtliches Bonusmaterial, darunter sogar ein paar neue Extras, finden auf einer gesonderten Blu-Ray Platz. Alle vier Teile der Reihe liegen der Box ebenfalls als Blu-Ray bei, hier aber nur in bereits bekannter Form. Neben einer Version als Digipak gibt es die Sammlung auch als limitierte Edition, wo jeder Film ein eigenes Steelbook spendiert bekommen hat – natürlich gegen einen entsprechenden Aufpreis. Hier haben allerdings längst die Scalper als große neue Pest des 21. Jahrhunderts neben den Influencern erbarmungslos zugeschlagen.
Momentan ist die edle Version nur zur absolut unverhältnismäßig hohen Preisen zu kriegen. Unterstützen sollte man das nicht, auch die reguläre Standardausgabe ist hochwertig und schick gemacht und kann in dieser Form bedenkenlos jeder Sammlung hinzugefügt werden.Früher oder später wird Paramount sicher auch Einzelveröffentlichungen auf den Markt werfen. Wer also nur an bestimmten Filmen interessiert ist, kann genauso gut warten. So oder so habe ich mich dazu entschieden, sämtliche Extras erst mit dem Review zum vierten Film abschließend zu bewerten.
Fazit
„So richtig begeistert waren seinerzeit weder Fans, noch Kritiker oder gar das verantwortliche Duo Spielberg/Lucas vom zweiten Abenteuer des zur Kultfigur avancierten Indiana Jones. Der Tempel des Todes konnte sich mit den Jahren aber rehabilitieren und gilt heute zwar immer noch als überraschend düsterer Beitrag zur Reihe, verfügt aber tricktechnisch und atmosphärisch trotzdem über viele starke Momente, die neue Meilensteine im Genre gesetzt haben und als solche absolut anzuerkennen sind. Die UHD mitsamt ihrem neuen Transfer beseitigt viele störende Kleinigkeiten der Blu-Ray, gewaltige Unterschiede bleiben jedoch aus. Dafür legt die Neuveröffentlichung beim Ton kräftig zu. Was das angeht, ist Paramount endlich auf dem richtigen Weg. Bleibt nur zu hoffen, dass man zukünftig nicht wieder in alte Muster verfällt und die Leute wieder mit Ton aus der DVD-Ära abspeist.“
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