Der Film
Zusammen mit dem spleenigen Museumsdirektor Marcus Brody reist Indy schließlich ins sonnige Italien. Im Gepäck: Das Tagebuch des Seniors, welches sämtliche Hinweise auf den Aufenthaltsort des Grals enthält. Vor Ort assistiert die ebenfalls auf der Gehaltsliste von Donovan stehende Wissenschaftlerin Dr. Elsa Schneider (Alison Doody, Im Angesicht des Todes), die sich dem besonderen Charme des Peitschenschwingers nicht allzu lange entziehen kann. Nach einer handfesten Auseinandersetzung mit Millionen pelziger Kanalisationsbewohner sowie den Mitgliedern eines uralten Geheimbundes, der das Geheimnis des Grals um jeden Preis beschützen will, folgt Marcus gemeinsam mit dem treuen Familienfreund Sallah (John Rhys-Davies, Der Herr der Ringe) der Spur des Artefakts bis ins türkische Inskenderun, während Indy und Elsa nach Österreich reisen, wo der Vater in den Gemäuern von Schloss Brunwald festgehalten werden soll. Dort haben sich allerdings nicht nur Spinnen häuslich eingerichtet, sondern auch eine ganze Kompanie Nazis.
Schnell wird klar, dass auch die Hitlerschergen Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um die Macht des Grals für ihre Zwecke nutzen zu können. So gelingt es Indy zwar zunächst erfolgreich, seinen Vater zu befreien, die Wiedersehensfreude ist aber nur von sehr kurzer Dauer, denn der “Junior” ist damit direkt in die Falle gegangen und hat den Nazis das wegweisende Tagebuch quasi frei Haus geliefert. Schlimmer noch: Nicht nur Elsa, sondern auch Donovan entpuppen sich schließlich als willige Unterstützer des bösartigen Regimes. Knapp der unfreiwilligen Feuerbestattung entkommen, jagen Vater und Sohn den Schurken entschlossen bis ans Ende der Welt hinterher. Trotz aller Streitigkeiten wissen beide nur zu genau, dass ein unsterblicher Hitler das Ende der Welt bedeuten würde. Die Frage ist nur, welche Herausforderung die größere ist: Den Gral vor den Nazis zu finden…oder den jahrzehntelangen Familienzwist endlich beiseite zu legen?
Die Rezension
Die Idee, Indy zusammen mit seinem Vater nach dem Heiligen Gral suchen zu lassen, stammte schließlich von Spielberg selbst. Nach zahlreichen weiteren Drafts konnten die Dreharbeiten zu Indiana Jones und der letzte Kreuzzug im Mai des Jahres 1988 endlich beginnen. Gedreht wurde unter anderem in Spanien, Westdeutschland und England, ein gutes Jahr später feierter der fertige Film seine Weltpremiere. Anders als noch beim Vorgänger ging dieses Mal alles glatt. Das stilistisch und visuell wieder näher an Jäger des verlorenen Schatzes angelegte Abenteuer strotzde nur so mit verrückten Einfällen und konnte die Kinogänger weltweit ebenso begeistern wie die fantastische Leinwandchemie zwischen Harrison Ford und dem leider im letzten Jahr neunzigjährig verstorbenen Sean Connery. Szenen wie die Motorboothatz durch die Gewässer von Venedig, die waghalsige Flucht aus dem Schloss oder der irre Kampf gegen den Panzer stellten die Action des Vorgängers bei weitem in den Schatten und schufen mehr neue Maßstäbe im Genre. Mit knapp fünfzig Millionen Dollar Produktionskosten mehr als doppelt so teuer wie der erste Teil, dankte es das Publikum mit beinahe einer halben Milliarde weltweitem Einspielergebnis.
Mittlerweile ist Indiana Jones und der letzte Kreuzzug zu einem zeitlosen Klassiker avanciert, der einfach immer wieder Spaß macht. Hier stimmt einfach alles. Von den Darstellerleistungen bis zum Soundtrack ist ein Stück filmischer Perfektion gelungen, wie man es in dieser Form nur sehr selten vorfindet. Einer meiner absoluten Lieblingsfilme und der definitive Höhepunkt der gesamten Reihe. Punkt, fertig, aus.
Das Bild
Auch für das dritte Leinwandabenteuer von Indiana Jones hat sich Paramount die Mühe gemacht, einen frischen Transfer in nativem 4K von analogen Originalnegativ anfertigen zu lassen. Unter der Aufsicht von Steven Spielberg höchstselbst wurden anschließend einmal mehr einige Nachbearbeitungen vorgenommen, um hier und da auftretende Übergangsränder zu kaschieren. Mit Erfolg, denn gerade Der letzte Kreuzzug litt von allen alten Filmen am ehesten massiv unter den damals vorhandenen technischen Möglichkeiten, bereits auf der Blu-Ray ist das gut zu sehen und wäre in 4K nur noch schlimmer gewesen. Auch in diesem Fall kann man also von sinnvollen Verbesserungen sprechen. Zusätzlich präsentiert sich die UHD mit erweitertem Farbraum nach Rec.2020 sowie Support für HDR10 und Dolby Vision. Gute Grundvoraussetzungen also für ein gelungenes Release. Aber wie sieht das Ganze in der Praxis aus?
Die bereits gute Blu-Ray wird von der Neuauflage in jedem Fall noch einmal ein gutes Stück getoppt. Wie schon bei Der Tempel des Todes sollte man sich aber nicht auf Quantensprünge einstellen. Die Neuabtastung profitiert primär von der vierfach höheren Auflösung und arbeitet teilweise feinste Details heraus, die man so in keiner bisherigen Veröffentlichung wahrnehmen konnte. Die Gebäudefassaden in Venedig, selbst jene im Hintergrund, offenbaren nun viel mehr Textur, während Kleidungsstücke sogar winzige abstehende Fasern sichtbar werden lassen. Etwas mehr Durchzeichnung gibt es bei den Gesichtern der Akteure, kleinste Verschmutzungen und Schweißperlen kommen zur Geltung. All das sind Kleinigkeiten, die in einem homogeneren Gesamteindruck resultieren, auf die man andereseits aber wirklich achten muss, um diese überhaupt wahrzunehmen. Auch Farben und Kontraste konnte die Blu-Ray insgesamt bereits zufriedenstellen wiedergeben. Die UHD agiert in diesem Segment nuancierter, lässt Hauttöne minimal kraftvoller erscheinen und liefert in zuvor etwas blassen Einstellungen mehr Dramatik.
Das Ergebnis wirkt insgesamt runder, größere Eingriffe in weiterhin szenenabhängig wahlweise erdige, bzw. kühle Farbpalette wurden nicht vorgenommen. HDR10 gefällt mir hier übrigens besser als das sonst überlegende Dolby Vision, da letzteres gelegentlich etwas grünlicher wirkt, das ist aber wie immer Geschmackssache. Die für mich zentrale Verbesserung der UHD liegt in der saubereren Kontrastdarstellung. In hellen Szenen oder vor entsprechenden Hintergründen neigt die Blu-Ray zur leichten Überstrahlung. Die UHD ist hier wesentlich neutraler und sagt mir auch aufgrund der kräftigeren Schwarzanteile in den weniger gut beleuchteten Szenen im Finale eher zu. Eine gute Durchzeichnung wird durchgehend gewahrt. Alles in allem lässt sich aber im Fazit feststellen: Wer mit der Blu-Ray schon glücklich war, bekommt mit der Neuauflage nur dann wirklich einen Mehrwert geboten, wenn man ein Auge für Feinheiten hat.
Der Ton
Indiana Jones und der letzte Kreuzzug darf sich nun ebenfalls über neue Abmischungen für die deutsche und englische Tonspur freuen. Statt gammeligen Dolby Digital 5.1 gibt es nun verlustfreies TrueHD für deutschsprachige Konsumenten, der Originalton hat dagegen ein Upgrade auf Dolby Atmos erhalten. Vergleicht man die alte und neue Tonspur miteinander, wird der Unterschied schnell klar. Grundlegend ist die alte Konserve nicht wirklich schlecht und kitzelt in Sachen Raumklang ein paar nette Effekte samt guter Platzierung aus den Boxen. Auch der Score kommt prima zur Geltung. Nur an Dynamik und Kraft mangelt es, auf der anderen Seite klingen die Dialoge ziemlich dünn. Und dann ist da immer noch die viel zu tief abgemischte Stimme von Wolfgang Pampel, der hier oftmals klingt, als hätte er bei der Vertonung von Harrison Ford durch einen Ärmel geredet. Ein Umstand, der für die Neuauflage leider nicht korrigiert worden ist. In allen anderen Belangen legt die frische Abmischung allerdings kräftig zu. Über die UHD wird die Räumlichkeit dramatisch verbessert, sämtliche Effekte punkten mit mehr Wumms und Klarheit. Lediglich den Dialogen hört man ihr Alter weiterhin an.
Zieht man dazu die englische Variante in Dolby Atmos heran, ist diese anders als noch bei den Vorgängern dieses Mal auch auf der regulären Ebene überlegen, wenn auch nur ganz minimal. So stampft der Zug etwas eindrucksvoller und auch die Panzerketten im zweiten Drittel des Films brettern etwas brachialer über den Wüstenboden. Sehr viel spannender ist der Wechsel auf die Höhenebene. Wo es den Vorgängern primär an guten Gelegenheiten für den Einsatz waschechter (und vor allem nachvollziehbarer) dreidimensionaler Effekte mangelte, fährt Indiana Jones und der letzte Kreuzzug ein wahres Feuerwerk für Heimkinoenthusiasten auf. Schon von der ersten Szene an läuft die tolle Musik von John Williams über die Decke mit und bleibt dort auch grundsätzlich bis einschließlich dem Abspann aktiv, ohne dabei arg zu dominieren. Der Ausflug des jungen Indy in die Höhle wird von eindrucksvollem Hall begleitet, wird später auf das erwachsene Pendant inmitten der stürmischen See übergeblendet, fühlt man sich als Zuschauer zusätzlich untermalt von krachendem Donner wirklich wie inmitten eines Taifuns.
Den nächsten guten Effekt gibt´s in Venedig, wenn Indy und Kazim sich vor der Schiffsschraube prügeln. Finden sich “Junior” und Henry dann noch später im Luftkampf mit den Deutschen wieder, ziehen die Feindflieger immer wieder eindrucksvoll über den Kopf hinweg. Bei genauerem Hinhören stößt man zwar ab und an auch auf definitiv falsch platzierte Effekte, alles in allem ist der Mehrwert der englischen Atmos aber derart hoch, dass man hier echt traurig darüber sein muss, dass Paramount bei der Umsetzung der Neuauflage im Deutschen nicht noch konsequent einen Schritt weitergegangen ist. Die Käufer hatten es ihnen gedankt. So kann man sich letztendlich “nur” darüber freuen, dass wir zumindest den museumsreifen alten Ton losgeworden sind.
Die Extras
Gegenwärtig ist der Film nur als Teil einer Collection erhältlich. Sämtliches Bonusmaterial, darunter sogar ein paar neue Extras, finden auf einer gesonderten Blu-Ray Platz. Alle vier Teile der Reihe liegen der Box ebenfalls als Blu-Ray bei, hier aber nur in bereits bekannter Form. Neben einer Version als Digipak gibt es die Sammlung auch als limitierte Edition, wo jeder Film ein eigenes Steelbook spendiert bekommen hat – natürlich gegen einen entsprechenden Aufpreis. Hier haben allerdings längst die Scalper als große neue Pest des 21. Jahrhunderts neben den Influencern erbarmungslos zugeschlagen.
Momentan ist die edle Version nur zur absolut unverhältnismäßig hohen Preisen zu kriegen. Unterstützen sollte man das nicht, auch die reguläre Standardausgabe ist hochwertig und schick gemacht und kann in dieser Form bedenkenlos jeder Sammlung hinzugefügt werden.Früher oder später wird Paramount sicher auch Einzelveröffentlichungen auf den Markt werfen. Wer also nur an bestimmten Filmen interessiert ist, kann genauso gut warten. So oder so habe ich mich dazu entschieden, sämtliche Extras erst mit dem Review zum vierten Film abschließend zu bewerten.
Fazit
“Unter allen vier Filmen der Reihe ist Der letzte Kreuzzug mit Abstand mein Lieblingsfilm. Die Leichtigkeit von Jäger des verlorenen Schatzes kombiniert mit der Action von Der Tempel des Todes resultieren in einem nahezu perfekten Abenteuer. Das Duo Ford/Connery ist in jeder gemeinsamen Sekunde ein absoluter Hochgenuss, auch der restliche Cast macht bis in die kleinsten Nebenrollen viel Spaß. In 4K präsentiert sich der zeitlose Klassiker besonders im Detail schöner als je zuvor und wird von den nachträglichen Korrekturen ausnahmsweise wirklich angemessen verbessert. Deutschsprachige Zuschauer dürfen sich zwar auf deutlich besseren Sound freuen, die tollen Erweiterung im dreidimensionalen Spektrum bleiben aber ausschließlich jenen vorbehalten, die auf den englischen Originalton wechseln. Und das ist natürlich schade.”
©2021 Wrestling-Point.de/M-Reviews