Unter zahllosen Fans gilt Sean Connery bis heute als mit Abstand bester James-Bond-Darsteller. Der erste in einer Reihe von vielen hat die Rolle maßgeblich definiert und damit entscheidend dazu beigetragen, dass die Reihe nach über sechzig Jahren immer noch relevant und erfolgreich ist. Seine sechs offiziellen Einsätze wurden nun von Warner Bros. erstmals als 4K UHD in einer edlen Sammlerbox zusammengefasst. Feuerball liegt eine komplexe Entstehungsgeschichte zugrunde, durfte sich am Ende aber sogar als erster Film der Reihe einen Oscar© abholen.







Der Film
Die weltweit agierende Verbrecherorganisation PHANTOM hat sich einen neuen, grausamen Plan ausgedacht: Unter der Leitung von Ideengeber Emilio Largo (Adolfo Celi) – seines Zeichens die Nummer #2 der Organisation – will man die NATO-Mächte mit zwei gestohlenen Atomraketen um eine Milliardensumme erpressen, anderenfalls droht die Auslöschung einer Großstadt. Um dieses Vorhaben zu realisieren, wurde der ebenfalls für PHANTOM tätige Agent Graf Lippe in ein exquisites Erholungsheim in England eingeschleust, wo er den Bomberpiloten François Derval abfangen und durch einen zuvor chirurgisch perfektionierten Doppelgänger ersetzen soll, der freien Zugang zu den hochgesicherten Sprengkörpern hat.

Dumm nur, dass dort auch James Bond (Sean Connery) zur Kur eingecheckt hat, nachdem er gerade noch einen hochrangigen PHANTOM-Agenten in Paris bei dessen eigener, vorgetäuschter Beerdigung um die Ecke gebracht hat. 007 entschließt sich, den mysteriösen Vorkommnissen auf den Grund zu gehen und lässt den Grafen fortan nicht mehr aus den Augen, kann am Ende aber trotzdem nicht verhindern, dass PHANTOM seinen Plan erfolgreich in die Tat umsetzt und die wertlos gewordenen Erfüllungsgehilfen praktischerweise auch noch selbst entsorgt. Als die Erpresserforderung wenig später in London eingeht, entsendet der alarmierte Verteidigungsminister umgehend sämtliche zur Verfügung stehenden Geheimagenten in alle Winkel der Erde, um die Sprengköpfe vor Ablauf der gesetzten Frist zu finden.

Bond, der das Gesicht von Derval in einer Akte wiedererkannt hat, lässt sich auf die Bahamas entsenden und macht sich dort an dessen nichtsahnende Schwester Domino (Claudine Auger) heran. Sehr zum Missfallen von Drahtzieher Largo, der seine junge Mätresse in einem goldenen Käfig hält und nur zu genau weiß, was für ein gefährlicher Gegenspieler Bond ist. Kein Wunder also, dass Englands bestem Agenten alsbald nach dem Leben getrachtet wird – unter anderem in Form der mörderischen Fiona Volpe (Luciana Paluzzi). Während die Zeit bis zur nuklearen Katastrophe unerbittlich heruntertickt, kommt es unter dem Meeresspiegel zum alles entscheidenden Kampf um die Zukunft der freien Welt…
Die Rezension
Eigentlich hatten die Produzenten Albert R. Broccoli und Harry Saltzman vor, Feuerball als ersten Film der Reihe auf die Leinwand zu bringen. Daraus wurde jedoch nichts, denn um die Rechte zum gleichnamigen Buch wurde nicht nur damals, sondern sogar bis ins Jahr 2006 erbittert vor Gericht gestritten. Die ursprüngliche Idee entstammte nämlich nicht alleine Bond-Vater Ian Flemming, sondern auch dessen damaligen Kollaborateuren Jack Whittingham und Kevin McClory. Das gemeinsam erarbeitete Drehbuch hatte mit 007 eigentlich gar nichts am Hut und wurde erst später von Flemming in einen entsprechenden Roman umgewandelt. McClory, der sich um seinen Beitrag (und besonders um eine ordentliche Stange Geld) betrogen sah, zog schließlich vor Gericht und drohte sogar mit einer eigenen Verfilmung.

Das konnten Broccoli und Saltzman natürlich nicht zulassen. So einigte man sich schließlich mit McClory auf eine Beteiligung als ausführender Produzent sowie eine gesonderte Erwähnung als Ideengeber in der Eröffnungssequenz. Als Gegenleistung musste der ungeliebte Anteilseigner wenigstens zwanzig Jahre mit der Umsetzung einer eigenen Adaption warten. Von alldem bekam Ian Flemming selbst übrigens nicht mehr mit, denn der Schöpfer des weltberühmten Spions war bereits 1964 während der Dreharbeiten zu Goldfinger verstorben. Mit der Beseitigung der rechtlichen Probleme konnte die Planung für Feuerball endlich Fahrt aufnehmen. Terence Young wurde abermals als Regisseur verpflichtet, nachdem man ihn beim Vorgänger aufgrund zu hoher Geldforderungen noch durch Guy Hamilton ersetzt hatte, während Sean Connery sich für insgesamt sechs Filme vertraglich verpflichtet hatte und damit von Anfang an für die Besetzung feststand – obwohl ihm der immer größere Trubel um seine Person bereits merklich zu schaffen machte.

Adolfo Celi wurde als Emilio Largo gecastet, nachdem er den Machern im prominent besetzten Kriegsfilm Colonel von Ryans Express aufgefallen war. Und obwohl der gebürtige Sizilianer der englischen Sprache durchaus mächtig war, ließ man Celi aufgrund seines prägnanten Akzents auch für die Originalfassung neu synchronisieren. An die Leistung seines Vorgängers Gert Fröbe gelangte er allerdings nicht heran, zumal es der Figur abseits der erinnerungswürdigen Augenklappe schlicht an Originalität mangelt. Und während die ehemalige Miss Frankreich Claudine Auger als Domino wieder eine eher naiv angelegte Frauenrolle verkörperte, durfte Luciana Paluzzi als rothaarige Femme Fatale den sonst so resoluten Bond ordentlich in Bedrängnis bringen, was zumindest einen angenehmen Kontrast zeichnet. Für die Musik zeigte sich einmal mehr John Barry verantwortlich, der gleichnamige Titelsong wurde von Tom Jones eingesungen, der bei den herausfordernden letzten Noten beinahe bewusstlos geworden wäre.

An passenden Locations mangelte es dieses Mal nicht, denn auf den zauberhaften Bahamas herrschte schon damals kein Mangel an luxuriösen Immobilien und Clubs, welche den Machern nur zu gerne Tür und Tor öffneten. Deutlich problematischer sah es da schon mit den vielen Unterwasserszenen aus, welche vor allem im explosiven Finale eine zentrale Rolle einnehmen sollten. Für Ken Adam und sein Team galt es zahllose Herausforderungen zu bewältigen, um umzusetzen, was bisher noch niemand zuvor umgesetzt hatte – und das auch noch vor Ort, weit entfernt von den sehr viel leichter kontrollierbaren Studiobauten. Dafür holte man sich kurzerhand die Unterstützung von Ricou Browning, der mit Dreharbeiten unter Wasser bereits zahllose Erfahrungen sammeln konnte, ebenso aber auch Lamar Boren, welcher die komplette Szene im Taucheranzug auf Film bannen sollte.

Den Lohn für sämtliche Mühen gab es nicht nur in Form eines rekordverdächtigen Einspielergebnisses von inflationsbereinigt einer Milliarde Dollar, sondern auch in Form eines Oscar© für die besten Spezialeffekte. Ein fairer Lohn, wenn man bedenkt, dass Hauptdarsteller Connery während der Dreharbeiten beinahe einem Hai zum Opfer gefallen wäre. Dass die Kritiken dabei nicht durchweg positiv ausgefallen waren, konnte man bei diesem erneuten Sensationserfolg mit gutem Gewissen ignorieren. In der Retrospektive betrachtet, ist Feuerball definitiv nicht der beste Beitrag zur damals noch jungen Reihe. Auch nicht der Zweibeste. Denn obwohl der Film in Sachen Action einmal mehr neue Maßstäbe setzte, wird man als Zuschauer das Gefühl nicht los, dass die Geschichte lediglich den Zweck verfolgt, die spektakulären Effektsequenzen halbwegs logisch miteinander zu verknüpfen. Gelungen ist das in meinen Augen leider nicht.

Das bisschen, was einem Feuerball als Handlung verkaufen will, fühlt sich im Kontext der vorherigen Bond-Filme regelmäßig wie Resteverwertung auf hohem Niveau an. Auf der einen Seite will sich der Film etwas bodenständiger und ernsthafter als seine Vorgänger präsentieren, auf der anderen Seite lässt man Bond mit einem Raketenrucksack fliegen und ihn beinahe auf einer Massagebank verenden. Das beißt sich dann doch ein wenig. Lässt man die uninspirierte und vollkommen realitätsfremde Geschichte einmal außer Acht, bleibt aber immer noch ein klasse gefilmtes und handwerklich exzellent gefertigtes Actionbuffet der Güteklasse A, dass auch sechzig Jahre nach seiner Erstveröffentlichung immer noch Spaß macht, dabei aber zumindest Freunde eines gehobenen Anspruchs zu sehr außen vor lässt.
Das Bild
Feuerball wurde seinerzeit natürlich noch auf analogem 35mm-Material gedreht, zum allerersten Mal innerhalb der Reihe übrigens im seitdem mit wenigen Ausnahmen beibehaltenen Widescreen-Format. Für die Premiere in High Definition wurde einmal mehr Lowry Digital damit beauftragt, einen neuen Transfer in 4K vom ursprünglichen Negativ zu ziehen und diesen dann für eine neue Generation der Heimunterhaltungsmedien aufzubereiten. Das Ergebnis setzt den unschönen Trend der bisherigen Veröffentlichungen nahtlos fort, denn auch dieses Mal wurden nicht nur zahlreiche Masterfehler und Verschmutzungen digital bereinigt, sondern anschließend nochmal ordentlich im Filterkasten gewühlt. Rauschminderung, Weichzeichner und künstliches Nachschärfen resultieren hier in denselben Unzulänglichkeiten wie bei Goldfinger und Co.
Dass man bei Lowry Digital offensichtlich auf zustandsbedingt deutlich besseres Material (mit Ausnahme der grundlegend sehr unruhigen Entführungssequenz) als noch bei den Vorgänger zurückgreifen konnte, geht im Angesicht chronisch wachsweich anmutender Charaktere leider schnell komplett in Vergessenheit. Das geht in Teilen so weit, dass sich um deren Ränder deutliche Artefakte bis hin zu handfesten Überstrahlungen bilden, so dass der Eindruck entsteht, die Darsteller wären unsauber in den Hintergrund kopiert worden, obwohl dort überhaupt keine Beteiligung irgendwelcher Effektkünstler im Spiel gewesen ist. Die ursprüngliche Körnung wurde nahezu vollständig aus dem Film getilgt, was für einen viel zu künstlich-sauber anmutenden Look sorgt. Verbliebene Details muss man hier wirklich mit der Lupe suchen.
Hinzu kommt eine sehr unsaubere Farbwiedergabe mit viel zu krasser Gelbtendenz, welche regelmäßig neutrale Flächen unschön einfärbt und die ohnehin schon nicht mehr natürlich aussehenden Charaktere mit einer dauerhaft kränklichen Hauttönung versieht – im Ergebnis fast so, als würde man sich den Film auf einem nikotinbeschlagenen Fernseher ansehen. Highlights scheinen da nur noch selten durch, lediglich die grundsoliden Kontraste kann man der bestehenden Blu-Ray als Pluspunkt geben. Jede Menge Raum für Verbesserungen also. Fragt sich nur: Kann die abermals auf einem komplett neuen Transfer basierende 4K all diese Probleme aus der Welt schaffen? Nun, zunächst haben wir es einmal mehr mit einer nativ auflösenden Scheibe zu tun, die mit 100 Gigabyte Fassungsvermögen ausreichend Platz für einen kompromisslosen Sehgenuss offeriert. Dazu gibt’s Support für HDR 10 und Dolby Vision, der erweiterte Farbraum nach Rec.2020 darf ebenfalls nicht fehlen.
Auf dieser Basis spendiert uns Warner Bros. Home Entertainment tatsächlich das bisher größte Upgrade. Die wenigen soften Shots bleiben entstehungsbedingt zwar wenig überraschend erhalten, der überwiegende Rest profitiert aber massiv vom Verzicht einer über notwendige Restaurierungsarbeiten hinausgehende Eingriffe. Alleine die Wiederherstellung der ursprünglichen Körnung macht unglaublich viel aus und macht das Alter des Films auf würdevolle Weise erkennbar, ohne dabei in irgendeiner Form aufdringlich rüberzukommen. Und ja, auch diese 4K UHD wirkt im direkten Vergleich weniger scharf als die stark nachbearbeitete Blu-Ray, offeriert aber dennoch deutlich mehr Details und lässt Menschen nun auch als solche erscheinen – nicht wie bisher als wandelnde Wachsfiguren. Egal ob feine Texturen an Kleidung oder Gebäuden, das neue Master bringt zurück, was die bestehende Blu-Ray im Filterrausch schlicht nicht mehr wiedergeben konnte – im Rahmen seiner altersbedingten Möglichkeiten.
Gänzlich weg vom Gelb kommt die UHD zwar auch nicht, aber das ist angesichts der gewollt farbenfrohen Präsentation auch gar nicht das Ziel. Was dagegen schon in den ersten Minuten klar wird ist, dass es hier deutlich akzentuierter zum Einsatz kommt und nicht mehr ganze Szenen einfärbt. Statt kränklicher Hauttöne tendiert die Farbgebung jetzt zu einer gesünderen Bräune, während Highlights bei Ausstattung und Szenerie nun wieder unbeschwert durchscheinen können, was vor allem bei der Kostümparade gut zur Geltung kommt, ebenso aber auch bei oft farbenfrohen Bademode. Dazu gibt es kräftigere Schwarztöne, wodurch die Unterwasserszenen etwas mehr Dreidimensionalität erhalten. Zu guter Letzt ist anzumerken, dass auch die 4K UHD zu Feuerball ein gutes Stück dunkler gemastert worden ist und gerade in den schlecht ausgeleuchteten Szenen gelegentlich das ein oder andere Detail am Rande verschlucken kann. Nichts essentielles zwar, aber unerwähnt bleiben sollte das trotzdem nicht. Im Fazit steht ein solides Upgrade, welches das ursprüngliche Ziel – nämlich die Wiederherstellung eines möglichst authentischen Filmerlebnisses – in jedem Fall erfolgreich gemeistert hat.
Der Ton
Es bleibt wie gehabt: Die deutsche Tonspur wird von Warner anhaltend nur im veralteten Dolby Digital 5.1 angeboten, obwohl die bestehende Blu-Ray wie alle anderen auch eigentlich eine verlustfreie Masterspur an Bord hatte. Während man bei der Dialogwiedergabe keinerlei Unterschiede heraushören kann, mangelt es speziell dem absichtlich sehr dominant in Szene gesetzten Score hörbar an Dynamik sowie Kraft im Niederfrequenzbereich. Und auch das Finale unter Wasser klingt schlicht nicht mehr so druckvoll, wie ich es jahrelang von der Blu-Ray gewohnt gewesen bin, was spätestens dann klar wird, wenn die Disco Volante mit Karacho gegen das Felsmassiv kracht. Auf der Habenseite steht, dass die Dialoge nicht mehr ganz so muffig wie innerhalb der bisherigen Filme klingen. Das war über die Blu-Ray zwar auch nicht anders, wird über die 4K UHD aber erneut deutlich gemacht. Alles in allem hört man Feuerball am ehesten an, dass es beim Mastering des Tons ein Downgrade erhalten hat. Und das ist natürlich extrem schade, wenn man den eklatant hohen Veröffentlichungspreis bedenkt.

Die englische Masterspur ist dagegen erhalten geblieben und präsentiert sich anhaltend im verlustfreien Format DTS-HD MA 5.1, wer es dagegen etwas exklusiver mag und zudem noch das passende Equipment im heimischen Wohnzimmer aufgebaut hat, kann den Film exklusiv für die englische Sprache auch in einer neuen Abmischung im Format Dolby Atmos genießen. Die offeriert nicht nur dieselben, sauber klingenderen Dialoge, sondern nutzt auch die zusätzliche Höhenebene sinnvoll aus. Wenn der falsche Derval den NATO-Bomber entführt, werden die Geräusche in der Pilotenkanzel auch von oberhalb in den Raum getragen und auch die Unterwassergeräusche samt dominanter, musikalischer Begleitung sorgen für ein verbessertes Mittendrin-Gefühl. Zudem baut sich die Explosion der Disco Volante hörbar von der regulären Ebene nach oben auf, was ebenfalls verdammt gut klingt. Schade, dass es das eben anhaltend nur für die englische Fassung gibt.
Die Extras
Natürlich gibt’s auch zu Feuerball umfangreiches Hintergrundmaterial in Form ausführlicher Blicke hinter die zahlreichen Kulissen der Produktion, dazu Interviews, Trailer und vieles mehr. Das gut sortierte und überaus ausführliche Material wurde auf einer eigenen Scheibe untergebracht und besteht ausschließlich aus bekannten Featurettes in entsprechender Standardauflösung, ist für Interessierte und Fans aber trotzdem eine fantastische Informationsquelle und hat dementsprechend als Teil dieser Collection auf jeden Fall seine Daseinsberechtigung.

„Mit Feuerball gelang es den Produzenten Broccoli und Saltzman, nach Jahren endlich ihre ursprüngliche Wunschverfilmung auf die Leinwand zu bringen. Etwas zu spät vielleicht, denn die revolutionären Unterwasserkämpfe täuschen kaum über die Tatsache hinweg, dass trotz vielversprechendem Titel inhaltlich überwiegend heiße Luft geboten wird und man dabei gleichzeitig etwas zu offensichtlich versucht hat, das Erfolgsrezept des Vorgängers zu kopieren. Ein Fest für die Augen mag der Film zwar immer noch sein, ein Klassiker der Connery-Ära dagegen nicht. Die 4K UHD setzt an den richtigen Stellen an und beseitigt einen Großteil bestehender Ärgernisse der Blu-Ray, beim Ton ist das Downgrade jedoch nicht überhörbar und auf neue Extras muss man einmal mehr verzichten.“

Quelle Bildmaterial: ©DANJAQ, LLC | United Artists | MGM im Vertrieb von Warner Bros. Home Entertainment. All rights reserved.
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