Unter zahllosen Fans gilt Sean Connery bis heute als mit Abstand bester James-Bond-Darsteller. Der erste in einer Reihe von vielen hat die Rolle maßgeblich definiert und damit entscheidend dazu beigetragen, dass die Reihe nach über sechzig Jahren immer noch relevant und erfolgreich ist. Seine sechs offiziellen Einsätze wurden nun von Warner Bros. erstmals als 4K UHD in einer edlen Sammlerbox zusammengefasst. In seinem letzten offiziellen Abenteuer – nämlich Diamantenfieber – bekommt es Connery nicht nur mit einem alten Feind, sondern auch dem wohl seltsamsten Killerduo der damaligen Zeit zu tun.


Vertrieb: Warner Bros. Home Entertainment
Erstveröffentlichung: 1962-1971





Der Film
Getrieben von dem Verlangen nach Rache am Mörder seiner frischvermählten Ehefrau Tracy verfolgt James Bond (Sean Connery) seinen Erzfeind Blofeld um den gesamten Globus – und kann den Schurken nach einem kurzen Zweikampf in dessen Labor scheinbar endgültig ins Jenseits schicken. Nun wartet – wenn auch etwas widerwillig – wieder gute, altmodische Agentenarbeit: Irgendwer stiehlt seit geraumer Zeit größere Mengen afrikanischer Diamanten. Die wertvollen Klunker werden nicht etwa irgendwo auf dem internationalen Markt zum Verkauf angeboten, sondern aus noch unbekannten Gründen gehortet. Die englische Regierung bangt um einen Preisverfall, der katastrophale Auswirkungen auf den globalen Handel haben könnte und entsendet Bond unter der Identität des jüngst gefassten Schmugglers Peter Franks nach Amsterdam, um unerkannt über die Mittelsmänner an den Drahtzieher zu gelangen.

Gleichzeitig beginnt das extrem tuntige Killerpärchen Mr. Wint (Bruce Glover) und Mr. Kidd (Putter Smith) damit, gleichermaßen sadistisch wie systematisch jeden Mitwisser auf pervers-kreative Weise zu beseitigen. So wird einem afrikanischen Zahnarzt ein hochgiftiger Skorpion in den Kragen geschmuggelt, während die alte Mrs. Whistler endlich ihren Wunsch, einmal die Grachten zu sehen, dadurch erfüllt bekommt, dass sie kurzerhand auf deren Grund versenkt wird. Nachdem Bond Fühlung mit der attraktiven, aber dümmlichen Tiffany Case (Jill St. John) aufgenommen hat, kommt es zu einer Begegnung mit dem echten Peter Franks, der seinen Bewachern entkommen konnte. Ein tödliches Duell im Hausfahrstuhl, aus dem Bond mit knapper Not siegreich hervorgehen kann, kommt ihm im Umgang mit der chronisch vorsichtigen Schmugglerin sehr gelegen.

In deren Auftrag soll Bond die Diamanten weiter nach Las Vegas befördern, wo er bereits kurz nach dem Kontakt mit dem nächsten Mittelsmann in den Fokus der beiden Killer gerät. Schnell wird klar, dass es bei der ganzen Sache nicht etwa um die Wirtschaft geht, sondern die Steine für den Bau einer gefährlichen Waffe genutzt werden – und der Kopf hinter dem diabolischen Plan längst nicht so tot ist, wie Bond geglaubt hat…
Die Rezension
Nachdem die Neubesetzung der ikonischen Rolle mit dem unbekannten australischen Dressman George Lazenby für Im Auftrag Ihrer Majestät nicht den erwünschten Erfolg gebracht hatte und man auch aufgrund privater Differenzen gezwungen war, den schwierigen Amateurdarsteller nach nur einem Film aus seinem Vertrag zu entlassen, standen die Produzenten Albert R. Broccoli und Harry Saltzman erneut vor der zentralen Frage, wie es mit dem Franchise nun weitergehen sollte. Die einst so erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen den beiden Charakterköpfen hatte zu diesem Zeitpunkt längst tiefe Risse genommen, so dass man sich generell mit dem Gedanken auseinandersetzen musste, ob die Reihe überhaupt noch eine Zukunft haben würde. Die verzweifelte Suche nach einem neuen Darsteller, für die man unter anderem bereits Roger Moore und Timothy Dalton in Betracht zog, scheiterte an mannigfaltigen Gründen.

In der Not wandte man sich einmal mehr an Sean Connery. Der war damals bereits knapp über Vierzig und empfand sich schon bei den schwierigen Dreharbeiten zu Man lebt nur zweimal als zu alt für die Rolle, ließ sich aber schließlich für ein horrendes Gehalt sowie einen Freischein für die Finanzierung von zwei Filmprojekten seiner Wahl zu einer einmaligen Rückkehr überreden. Nicht jedoch Gert Fröbe, für den Drehbuchautor Richard Maibaum in seiner extrem losen Romanadaption von Ian Fleming zunächst vorgesehen hatte, als Zwillingsbruder des toten Auric Goldfinger erneut aufzutreten. Der zweite Entwurf orientierte sich dann schon wesentlich eher am fertigen Film und brachte Ernst Stavro Blofeld als zentrales Mastermind zurück. Und weil man mit dem Skript noch immer nicht völlig zufrieden war, holte man kurzerhand den Amerikaner Tom Mankiewicz mit ins Boot. Guy Hamilton, der bereits Goldfinger mit großem Erfolg inszeniert hatte, übernahm nach einem einmaligen Ausflug von Peter Hunt wieder Regie.

Da man weder Donald Pleasance noch Telly Savalas für eine Rückkehr als Blofeld gewinnen konnte, besetzte man schließlich Charles Gray, der in Man lebt nur zweimal bereits eine kurze Rolle als Kontaktmann Henderson innehatte und anders als seine Vorgänger leider keinen bleibenden Eindruck hinterlassen konnte, da der talentierte Darsteller vor allem optisch komplett aus der Reihe schlägt und in bestimmten Szenen schlicht unfreiwillig lächerlich rüberkommt. Die beiden amerikanischen Schauspielerinnen Jill St. John und Lana Wood, welche aufgrund einer geheimnisvollen Tragödie bis zum heutigen Tage eine erbitterte Feindschaft führen, wurden als weibliche Gespielinnen besetzt. Ich sage das ganz bewusst so abwertend, weil beide Charaktere über den gesamten Verlauf des Films derart dümmlich und naiv agieren, dass man bei deren jeweiligen Szenen am liebsten permanent den Kopf gegen die nächstbeste Wand donnern möchte.

Als positive Überraschung entpuppt sich dagegen der spätere Wurstmagnat und Sänger Jimmy Dean, der als exzentrischer Milliardär Willard Whyte – angelehnt an den legendären und von zahllosen Geheimnissen umwobenen Howard Hughes – eine sehr unterhaltsame Performance hinlegt. Gedreht wurde vor Ort in Amsterdam und Las Vegas, während ein Großteil der Innenaufnahmen wie immer in den englischen Pinewood Studios unter Verantwortung von Ken Adam realisiert worden sind. Shirley Bassey wurde zum zweiten Mal für den Titelsong eines Bond-Films verpflichtet und John Barry kümmerte sich wie gewohnt um den Soundtrack. Über sieben Millionen Dollar kostete die Produktion, die weltweit über das Fünfzehnfache wieder einspielen konnte – wenngleich abermals zu eher mauen Kritiken.

Denn nachdem eher bodenständig inszenierten und heute anders als damals sehr hochgeschätzten Im Geheimdienst Ihrer Majestät kehrte man mit Diamantenfieber wieder zu hanebüchener Action, überzogenen Gimmicks (unter anderem ein Mondbuggy) und einer gleichermaßen wirren wie sinnbefreiten Geschichte zurück. All das hatte man bereits bei Man lebt nur Zweimal erfolglos miteinander zu kombinieren versucht, hier treten dieselben Probleme in nochmals zugespitzter Form erneut auf. Connery spielt routiniert, aber sichtbar gealtert und weit weg von der ursprünglichen Leidenschaft für seine Rolle innerhalb der ersten drei Filme. Und da Geld bekanntermaßen nicht alles ist, dürfte den Produzenten hinter den Kulissen endgültig klar gewesen sein, dass man das Konzept James Bond für den nächsten Film nicht nur darstellerisch radikal umwälzen muss.

In der Retrospektive lässt sich Diamantenfieber als unterdurchschnittlicher Beitrag zu einer Reihe einordnen, die zum damaligen Zeitpunkt längst dramatische Ermüdungserscheinungen in Sachen Inszenierung und Innovation zeigte. Zu sehr darum bemüht, längst Vergangenes neu aufzukochen, stellt der Film eher einen Rückschritt statt den damals dringend notwendigen Schritt nach vorne dar. Das wirkliche Highlight des Films sind neben den Schauplätzen samt explosivem Finale auf einer Ölbohrplattform auf dem Meer die Nebendarsteller, nämlich Jimmy Dean, Bruce Glover und Putter Smith. Und das ist einfach nicht genug, um dem Film verglichen mit allen anderen Ablegern der Reihe einen höheren Platz einzuräumen.
Das Bild
Unter den bestehenden Veröffentlichungen in High Definition – seinerzeit allesamt verantwortet von Lowry Digital – zählt Diamantenfieber dagegen durchaus zu den gelungeneren Einträgen. Der seinerzeit vom Originalnegativ gezogene und anschließend umfangreich wiederaufbereitete Transfer in nativem 4K wurde zwar auch dieses Mal nochmal mit Filtern versehen, im Ergebnis aber überraschend dezent. Das mag durchaus daran liegen, dass das Quellmaterial bereits in sehr gutem Zustand vorlag. Unscharfe Einstellungen, wie es sie in einigen der Vorgänger noch zuhauf gab, halten sich hier bis auf wenige Ausnahmen in angenehmen Grenzen. Bei genauerer Betrachtung fällt einem dann aber doch auf, dass die Gesichter ein wenig wachsig wirken und viel von der ursprünglichen Körnung beseitigt worden ist, was in einer mittelmäßigen Detailwiedergabe mündet.
Farblich schimmert regelmäßig ein leichter Gelbstich durch, Hauttöne könnten gesünder wirken und das gesamte Bild insgesamt kraftvoller. Dafür gibt’s im Kontrastbereich sattes Schwarz. Alles in allem nicht die schlechteste Blu-Ray, aber eine, die vor allem im Angesicht heutiger Sehgewohnheiten massig Raum für Verbesserungen offenlässt. Dem will sich Warner nun annehmen und hat dafür wie schon bei den restlichen Filmen im Rahmen der Collection einen erneuten Transfer inklusive anschließender Aufbereitung vom analogen 35mm-Material vornehmen lassen. Dieser findet seinen Weg auf einen 100 Gigabyte großen Silberling, bietet Support für HDR10 und Dolby Vision, auch der obligatorische erweiterte Farbraum nach Rec.2020 darf nicht fehlen.
Und obgleich die Verbesserungen dieses Mal etwas weniger offensichtlich ausfallen als bisher, findet man die dankbarerweise genau dort, wo sie auch nötig gewesen sind. Neben dem erkennbar dunkleren Mastering tendiert die 4K UHD mehr ins Grünliche, färbt Gesichter und Co. dabei aber nicht unschön ein, die hier viel natürlicher und gesünder rüberkommen. Auch neutrale Flächen behalten ihren Farbton mit wenigen Ausnahmen bei. Im Fazit resultiert das in einem angenehm differenzierten Look, der sein filmisches Alter auch aufgrund der wiederhergestellten, ursprünglichen Körnung nicht mehr krampfhaft zu verbergen versucht. Und wo die Blu-Ray auf hellen Flächen häufig zur Überstrahlung neigt, offeriert die 4K UHD ebenfalls ausgeglichenere Resultate, während Spitzlichter im Hintergrund bei der Erklimmung des Towers sichtbar mehr Strahlkraft innehaben. Das bereits gute Schwarz der Blu-Ray wird hier nochmal intensiviert, wobei es kombiniert mit der allgemein dunkleren Abmischung vor allem an den Rändern zu unbedeutenden Detailverlusten kommen kann.
Einmal mehr sollte man nicht erwarten, dass der neue Transfer ein Feuerwerk an Schärfe in den Film bringt, wenigstens aber auf natürlichem Wege die Qualität erreicht, welche die Blu-Ray durch den Einsatz von künstlicher Nachschärfung lediglich suggerieren kann. Erst wenn man ganz genau hinschaut, kann man erkennen, dass z.B. die Texturen auf Bonds Jacke bessere Zeichnung bieten. Hier galt es mehr, andere Baustellen zu beseitigen und besonders die damals die durch die nachträgliche Filterung hervorgerufenen Ärgernisse rückgängig zu machen. All das ist den Verantwortlichen mit dieser Veröffentlichung auch gelungen.
Der Ton
Diamantenfieber teilt das „Schicksal“ seiner Vorgänger und offeriert deutschen Ton einmal mehr lediglich im veralteten Format Dolby Digital 5.1, wo die Blu-Ray noch mit einer verlustfreien Masterspur aufwarten konnte. Neben den anhaltend etwas leiser abgemischten Dialogen lassen sich Unterschiede am ehesten im Finale heraushören, wo man mit Explosionen und Karambolagen im Dauertakt bespaßt wird. Die bekommt die Blu-Ray etwas kraftvoller und dynamischer hin, darüber hinaus gibt es von der Klangfront nicht viel Neues zu berichten. Der über fünfzig Jahre alten Synchronfassung ist ihr Alter anhörbar, auf der anderen Seite hat dieses leicht dumpf-knarzige ja auch einen gewissen Charme.

Für den englischen Ton gibt es die altbekannte Masterspur im verlustfreien Format DTS-HD MA 5.1, dazu eine frische Abmischung in Dolby Atmos. Auf der regulären Ebene identisch, gibt es dank der zusätzlichen Höhenebene ein paar schöne Erweiterungen, welche jedoch alles in allem überschaubar bleiben, da der Film schlicht nur wenige Möglichkeiten bietet. Im Originalton klingen die Dialoge klarer und dynamischer, insgesamt eine runde Sache und die bestmögliche Option für alle, die der Sprache ausreichend mächtig sind – und natürlich über ein passendes Wiedergabeequipment verfügen.
Die Extras
Auch der letzte Bond in der Collection versammelt an Bord einer zusätzlichen Blu-Ray sämtliche bereits bekannte Extras von DVD’s und Blu-Ray. Der überwiegende Teil liegt in Standardauflösung vor, alle Featurettes warten mit zuschaltbaren deutschen Untertiteln auf. Alleine der umfangreiche Blick hinter die Kulissen fasst die Produktion und ihre Probleme ehrlicher und besser zusammen, als ich es in kurzer Zeit hier tun könnte. Dazu gibt es wieder allerlei Werbematerial inklusive Trailer und Interview mit den Verantwortlichen vor und hinter der Kamera.

„Diamantenfieber ist definitiv kein guter Abschluss innerhalb dieser längst überfälligen Collection. Sean Connery, der sich seine ungewollte Zugabe fürstlich entlohnen ließ, mimt in seinem letzten offiziellen Auftritt unter EON Productions zwar immer noch einen charismatischen, aber auch durchgehend gelangweilten Bond. Als solcher vermag er es nicht, den ohnehin uninspirierten und mit allerlei Schnickschnack überladenen Film zu tragen. Und obwohl die brandneue 4K UHD zum Film keine Offenbarung darstellt, beseitigt sie die bestehenden Schwächen der Blu-Ray zu meiner vollen Zufriedenheit. Beim Ton gibt es wieder nur Dolby Digital 5.1, was einen kleinen Rückschritt darstellt, während es bei den Extras umfangreiches, aber altbekanntes Material zu sichten gibt. Tja, liebe Leute bei Warner: Wo bleibt denn nun der Rest?“

Quelle Bildmaterial: ©DANJAQ, LLC | United Artists | MGM im Vertrieb von Warner Bros. Home Entertainment. All rights reserved.
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