4K UHD | Der Schuh des Manitu

Servus!

Beinahe zwölf Millionen Zuschauer lockte Michael „Bully“ Herbig 2001 mit Der Schuh des Manitu in die deutschen Kinos – bis heute absoluter Rekord. Und während sich die späte Fortsetzung langsam am Horizont nähert, spendiert Constantin Film dem Kinoklassiker eine längst überfällige Auswertung in 4K. Was die taugt, klären wir im Test. 

Vertrieb: Constantin Film GmbH

Erstveröffentlichung: 2001

Veröffentlichungstermin: 24. Juli 2025

Darsteller: Michael Herbig, Christian Tramitz, Sky du Mont, Marie Bäumer und andere

Format: 4K UHD

Preis: 22,99€*

Altersfreigabe: Ab 6 Jahren

IMDB




Der Film

Vor vielen Jahren rettete der weiße Südstaatler Ranger (Christian Tramitz) dem Apachenhäuptling Abahachi (Michael „Bully“ Herbig) an einem unbeschranktem Bahnübergang in letzter Sekunde das Leben. Seitdem sind die beiden untrennbar durch eine Blutsbruderschaft miteinander verbunden und haben gemeinsam zahllose Abenteuer erlebt. Jetzt plant Abahachi die Eröffnung eines Stammlokals für…seinen Stamm. Weil es dafür am nötigen Kies mangelt, hat er sich bei den Schoschonen eine größere Geldsumme geliehen, mit der er nun den Immobilienmakler Santa Maria (Sky du Mont) bezahlen will. Dass es sich bei dem um einen ausgekochten Betrüger handelt, merken Abahachi und Ranger erst, als es schon zu spät ist. Beim anschließenden Feuergefecht geht nicht nur das Geld verloren, sondern auch der Sohn von Schoschonen-Chef Listiger Lurch wird von Santa Maria hinterhältig in die ewigen Jagdgründe befördert. 

Falsche Hase ist tot, das Geld ist futsch und das geplante Stammlokal nur Fassade. Ranger und Abahachi haben sich literally tief in die Scheiße geritten. | 4K UHD

Ehrenhaft wie die beiden Betrogenen nun einmal sind, wollen sie die Leiche wenigstens standesgemäß beim Vater abliefern und finden sich – Santa Maria sei Dank – alsbald selbst am Marterpfahl wieder. Zwar gelingt nach einigen Streitigkeiten die Flucht, die immensen Schulden bei den Schoschonen wollen aber trotzdem abbezahlt werden. Rein zufällig fällt Abahachi ein, dass sein Stamm ja über einen gewaltigen Schatz verfügt, der nur gefunden werden müsse. Dummerweise hat der Häuptling der Apachen aber nur ein Viertel der Karte, die den Ort des Schatzes markiert. Die restlichen Teile wurden einst dessen schwulen Zwillingsbruder Winnetouch (ebenfalls Michael „Bully“ Herbig), dem Griechen Dimitri (Rick Kavanian) und Jugendliebe Uschi (Marie Bäumer) anvertraut.

Der schmierige Santa Maria macht sich an Uschi ran, um ihr ein Viertel der Karte abzuluchsen. | 4K UHD

Leider hat auch Santa Maria Wind vom versteckten Reichtum bekommen und setzt mit seiner Bande – darunter dem einfältigen, aber gutmütigen Hombre (Hilmi Sözer) – alles daran, selbst in Besitz der vollständigen Karte zu gelangen. Während Abahachi die Launen seines tuntigen Zwillings ertragen muss und Ranger sein Herz für die schöne Uschi entdeckt, graben die rachsüchtigen Schoschonen in Ermangelung eines Kriegsbeils schonmal den Klappstuhl aus. Wilder wird’s im Westen kaum noch werden…

Die Rezension

Dass sich Der Schuh des Manitu einmal zum erfolgreichsten Film der deutschen Kinogeschichte mausern würde, konnte Michael „Bully“ Herbig wahrscheinlich nicht mal im Ansatz erahnen, als er seinerzeit die Idee entwickelte, eine seiner Sketchreihen aus der Bullyparade für die Leinwand zu adaptieren. Die überwiegend in Spanien gedrehte Parodie auf die Werke von Karl May, Sergio Leone und Co. wurde mit relativ kleinem Budget realisiert und sicher erhoffte man sich allenfalls, dass die Kosten wieder eingespielt werden. Dass dabei am Ende so ein Sensationserfolg herauskam, ist in vielerlei Hinsicht erklärbar. Denn zum einen lockte der Film nicht nur die Fans der Bullyparade und dessen Cast in die Kinos, sondern auch jene, die mit den klassischen Western der Sechziger und Siebziger aufgewachsen sind. 

Häuptling Listiger Lurch hält Ranger und Abahachi für die Mörder seines Sohnes und jagt den Flüchtigen entschlossen hinterher, wird dabei von den modernen Erfindungen der Menschheit aber immer wieder ausgebremst.| 4K UHD

Hinzu kommt, dass der Film mit viel Liebe zum Detail, ebenso aber auch Respekt vor den jeweiligen Vorlagen entstanden ist. Von der Optik bis hin zu Musik und Aufmachung stimmt hier einfach alles. Lediglich die wenigen, computergenierten Effekte lassen erkennen, dass man den Gürtel finanziell hier und da eher eng schnallen musste. Was damals schon nicht ganz zeitgemäß rüberkam, wirkt heute leider nochmal ein ganzes Stück unansehnlicher. Am Ende ging es dem Publikum aber wohl am ehesten darum, einfach gut unterhalten zu werden. Und das gelingt dem Film auch fünfundzwanzig Jahre später immer noch ganz hervorragend. Viel Slapstick, Zitate für die Ewigkeit („Jetzt geht nochmal jeder auf’s Klo, und dann reiten wir los!“) und ein blendend aufgelegter Cast sorgen für zweiundachtzig Minuten bestes Entertainment Made in Germany. 

Hellas! Grieche Dimitri hat ein trauriges Händchen für gefährliche Situationen – und selbstmordgefährdete Lasttiere. | 4K UHD

Um den Erfolg nochmal zu toppen, wurde zeitig ein Extended Cut nachgereicht, der den Film um einen siebenminütigen Prolog ergänzt, welcher aber sowohl humoristisch wie auch inhaltlich nur wenig Mehrwert offeriert und wirklich nur dazu da ist, um noch den letzten Rahm von der Finanztorte zu schöpfen. Immer noch ein regelmäßiger Kandidat im TV und quasi Basisausstattung eines jeden Streamingdienstes, bleibt Der Schuh des Manitu einem behäbig erhalten. Dass der Film in der moralinsauer aufgeladenen Gegenwart wohl kaum auf die gleiche Weise gemacht worden wäre, lässt einen ein wenig ängstlich auf das Anfang August erscheinende Sequel Das Kanu des Manitu blicken. Damals waren die Kritiken aber überwiegend euphorisch – nur Winnetou-Originaldarsteller Pierre Brice sagte dem Regisseur und Hauptdarsteller offen ins Gesicht, dass er das Gezeigte für respektlos hielt. Dem unfassbaren Erfolg tat dies aber verdient keinerlei Abbruch. 

Das Bild

Für unsere Besprechung hat uns Constantin Film GmbH freundlicherweise mit einer 4K UHD der Kinofassung versorgt, auf eine Veröffentlichung der erweiterten Fassung hat man verzichtet. Zum Vergleich haben wir die Blu-Ray Remastered von 2015 herangezogen. Und um die als absolute Katastrophe bezeichnen zu können, muss man noch nicht einmal wirklich gute Augen haben. Zum einen wurde hier nicht nur sämtliches Korn aus dem analog gedrehten 35mm-Material herausgefiltert, sondern auch noch massiv mit Weichzeichnern gearbeitet. Was bleibt, ist ein von Anfang bis Ende komplett entstelltes, wachsweiches Bild, dem es vollständig an Schärfe und Details mangelt. Als wäre das noch nicht schlimm genug, hat man auch noch einen Farbfilter über das Bild gelegt, der den kompletten Film in einen völlig übertriebenen Gelb-Magentaschleier taucht. 

Totgefiltert, völlig übersättigt und komplett unnatürlich: Das ist die Blu-Ray (Slider →). Die 4K UHD (Slider ←) ist in sämtlichen Belangen um Welten überlegen.

Und in dunklen Szenen hat man oft das Gefühl, der Fernseher wäre gar nicht eingeschaltet. Ja, es ist WIRKLICH so schlimm und ein absolutes Paradebeispiel dafür, wie man einen Film schlimmstmöglich entstellen kann. Für die 4K UHD hat Constantin Film einen komplett neuen Transfer vom ursprünglichen Negativ erstellen lassen, welcher anschließend von ARRI Media umfangreich restauriert worden ist, die bereits die schwierige Aufgabe, Der Untergang für das hochwertige Medium aufzubereiten, recht gut gemeistert haben. Dazu gibt es einen erweiterten Farbraum nach Rec.2020 und Support für HDR10. Das Ergebnis ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Zwar muss man sich abseits der wirklich schlecht gealterten Effekte mit einigen sehr soften Shots arrangieren, die einfach nicht in besserer Qualität vorlagen, der Mehrwert der 4K UHD ist jedoch eindeutig: Was hier alleine an zuvor weggewaschenen Details wiederhergestellt worden ist, ist schlicht sensationell und wird im Bildvergleich überdeutlich hervorgehoben. 

Auf Blu-Ray (Slider →) wirkt die Nahaufnahme wie mit Wachs überzogen, farblich wie von einem anderen Planeten und das Gebirge im Hintergrund sieht am Rande aus wie eine billige Pappwand. Die 4K UHD (Slider ←) wischt damit hemmungslos den Boden auf und bringt sogar wieder Zeichnung in den Horizont.

Die Farbgebung agiert sehr viel näher an der ursprünglichen Kinopräsentation, wobei vor allem erdige Paletten dominant sind, was aber perfekt zum klassischen Westernsetting passt. Dazwischen gibt’s aber immer wieder Raum für farbliche Highlights, allem voran natürlich das tiefrote Kleid von Uschi. Dazu gesellt sich eine angenehm feine Körnung, welche den Film ganz unaufdringlich untermalt, aber dennoch durchgehend präsent bleibt. Und die gut austarierten Schwarzanteile sorgen dafür, dass man auch im bewusst minimalistisch ausgeleuchteten Finale nicht den Überblick verliert. Der Schuh des Manitu mag auch in 4K keine Referenzscheibe sein, holt aber aus dem bestehenden Material das Bestmögliche heraus und ist alleine gemessen an der katastrophalen Blu-Ray eine immense Verbesserung, die man sich als Fan auf keinen Fall entgehen lassen sollte. 

Der Ton

Bei der Klangausstattung bleibt alles wie gehabt, es gibt deutschen Ton im verlustfreien Format DTS-HD MA 5.1 und alternativ auch noch eine Stereospur. Beide Fassungen sind absolut identisch zu den bisherigen und bringen dementsprechend auch bekannte Schwächen mit. Die Dialoge hätten etwas lauter abgemischt werden können und werden je nach Umgebung immer mal wieder unschön in den Hintergrund gedrängt. Die Bässe sind etwas schwachbrüstig, die Musik könnte kraftvoller, bzw. dynamischer sein. 

Musik und Gesang sind wichtiger Bestandteil des Films. Den bekannten Tonspuren kann man ihr Alter aber auch außerhalb davon anhören. | 4K UHD

Dafür sind Nebengeräusche durchgehend gut herauszuhören und werden direktional passend auf die jeweiligen Lautsprecher gelegt. Klingt nach viel Kritik, ist es aber nicht. Der Schuh des Manitu klingt eben anhaltend wie ein fünfundzwanzig Jahre alter Film. Und das ist mir allemal lieber, als kristallklarer Sound zu einem bewusst auf altmodisch getrimmten Bild. Der Gesamteindruck stimmt, richtig schlecht ist es klangtechnisch nie – das kann man guten Gewissens so stehen lassen. 

Die Extras

Im Wilden Westen nichts neues…zumindest an der Bonusfront. Die etwas mehr als einstündigen Extras umfassenden Featurettes umfassen das identische Material, dass man bereits seit der Erstveröffentlichung auf DVD zuverlässig immer wieder zum Hauptgericht dazu serviert bekommt. Neben dem hörenswerten und witzigen Audiokommentar von „Bully“ und seinem Mitstreiter Rick Kavanian gibt es Einblicke in mehrere Produktionsaspekte, Bildergalerien, Interviews mit Cast und Crew sowie ein paar verpatzte Szenen. Ein Musikvideo hat es auch noch auf die Scheibe geschafft. All das liegt anhaltend nur in Standardauflösung vor. 

„Servus! In einer Zeit, in der man das Wort Indianer nicht mehr aussprechen darf, Weiße keine Indianer mehr spielen und Kinder keine Indianerkostüme mehr anziehen dürfen, erinnert einen Der Schuh des Manitu mit seinem herrlich regelbefreiten Humor daran, wie gerne wir Deutschen damals noch gelacht haben, ohne uns im Nachgang die Frage stellen zu müssen, ob wir dazu moralisch berechtigt gewesen sind. Und obwohl der Film optisch nicht ganz so gut gealtert ist wie sein Inhalt, macht die erste Regierarbeit von Michael „Bully“ Herbig immer noch viel Spaß. Mit der 4K UHD gibt es jetzt endlich eine angemessene Umsetzung für das heimische Wohnzimmer, welche dem ursprünglichen Kinoerlebnis am nächsten kommt. Ton und Extras sind identisch zu bestehenden Veröffentlichungen, zu meckern gibt’s in dem Segment aber trotzdem nicht viel. Bei dem fairen Preis kann man eh nichts falsch machen.“


Quelle Bildmaterial: ©Constantin Film GmbH. All rights reserved.

Entsprechende Testexemplare sind uns freundlicherweise von Constantin Film GmbH zur Verfügung worden.

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