Nach einigen eher schwachen Jahren im Marvel Cinematic Universe durften wir uns mit The Fantastic Four: First Steps endlich wieder über einen gelungenen Beitrag freuen. Ende Oktober wurde der Film auch im Heimkino veröffentlicht. Aufgrund zahlreicher Leseranfragen reichen wir nun den passenden Test zu Blu-Ray und 4K UHD nach.







Der Film
Vergesst Spider-Man, Iron Man und Co., von denen hat auf der Erde-828 sowieso noch nie jemand etwas gehört. Hier kennt man nämlich nur die Fantastic Four! Seit die Raumfahrer vor vier Jahren bei einem Unfall im All aufgrund kosmischer Strahlung mit individuellen Superkräften ausgestattet worden sind, hat sich das Heldenquartett als zuverlässige Beschützer des Planeten etabliert und seitdem zahllose gefährliche Feinde besiegt. Doch nun steht eine Herausforderung der ganz besonderen Art an, denn Sue Storm (Vanessa Kirby) und ihr Ehemann, der brillante Reed Richards (Pedro Pascal) erwarten ihr erstes Kind! So richtig perfekt ist das junge Glück nicht, denn die Sorge um die möglichen Fähigkeiten des Nachwuchses treiben dem kontrollsüchtigen Reed insgeheim Sorgenfalten auf die Stirn.

Die freudige Ankündigung sorgt nicht nur für einen gewaltigen Medienrummel, sondern erinnert Ben Grimm (Ebon Moss-Bachrach) auch an seine chronische Einsamkeit – denn wer wäre schon gerne mit einem Mann zusammen, dessen Körper zu einem gigantischen Felsbrocken mutiert ist? Und Frauenheld Johnny Storm (Joseph Quinn) brennt als menschliche Fackel nicht nur auf sein künftiges Dasein als Onkel, sondern auch im wahrsten Sinne des Wortes. In den folgenden Monaten wird der gemeinsam bewohnte Hightech-Wolkenkratzer kindgerecht umgerüstet, wobei auch der vielseitige (und extrem niedliche) Roboter H.E.R.B.I.E. kräftig mit anpackt. Das Idyll findet jedoch ein jähes Ende, als der mysteriöse Silver Surfer (Julia Garner) auf dem Times Square erscheint und der ganzen Menschheit verkündet, dass ihr Ende durch den Außerirdischen Galactus (Ralph Ineson) unmittelbar bevorsteht.

Fest davon überzeugt, dass es die Fantastic Four mühelos mit jeder Bedrohung aufnehmen können, reagiert man auf der Erde fast schon gelassen auf diese Ankündigung. Tatsächlich dauert es nicht lange, bis die vier Helden inklusive der mittlerweile hochschwangeren Sue an Bord ihres alten Raumschiffs aufbrechen, um sich dem Weltenverschlinger zu stellen, ehe der auch nur in die Nähe des Heimatplaneten gelangen kann. Selbstbewusst folgt man der Signatur des Silver Surfer in die Tiefen des Alls, nur um bei der Ankunft entsetzt feststellen zu müssen, über welche Zerstörungskraft Galactus tatsächlich verfügt. Der ist tatsächlich nicht abgeneigt, die Erde zu verschonen, verlangt dafür aber ausgerechnet das kommende Neugeborene, um sich durch dessen potenzielle Kräfte von seinem endlosen Hunger befreien zu können. Ein unmoralisches Angebot, welches für die werdenden Eltern natürlich inakzeptabel ist.

Nach einem chancenlosen Kampf gelingt den Fantastic Four gerade noch die Flucht, wobei Sue inmitten des ausbrechenden Chaos endlich Söhnchen Franklin auf die Welt bringt. Als das Quartett einen Monat später auf die Erde zurückkehrt, reagiert die Erdbevölkerung schockiert auf die Nachricht des Scheiterns. Und während sich Galactus weiter unerbittlich auf die Erde zubewegt, fordert die Bevölkerung immer lauter die Auslieferung des Babys. Auf dem Tiefpunkt der Stimmung und gefangen in Resignation, müssen sich die erfolgsverwöhnten Helden zum ersten Mal einer schweren moralischen Krise stellen, welche die Bande zwischen Freunden und Familie nachhaltig zerreißen könnte…
Die Rezension
Wenn ich mich heute an das tränenreiche Finale von Avengers: Endgame und das damit verbundene Gefühl vom Ende einer Ära erinnere, fühlt sich das so an, als wäre all das eine Ewigkeit her. Das mag daran liegen, dass das Marvel Cinematic Universe seitdem nicht einmal im Ansatz an vergangene Qualitäten anknüpfen konnte. Mit der Übernahme durch die Walt Disney Company entstand ähnlich wie bei Star Wars ein Überangebot an Produktionen mit teils unerträglich-ideologischer Ausrichtung, die inhaltliche Qualität nahm dagegen stetig weiter ab – mit Ausnahme von Spider-Man vielleicht. Die restlichen Beiträge fühlten sich einfach nicht mehr besonders an, es fehlte individueller Wiedererkennungswert und dieser alles umspannende Plot rund um die Multiversen ließ einen zunehmend verwirrter zurück.

Mit Avengers: Doomsday sollen diese Fäden im kommenden Jahr allesamt zusammenlaufen, wobei das nächste große Finale erneut als Zweiteiler erscheinen wird. Ob das ähnlich gut wird wie beim legendären ersten Mal, muss ich momentan leider bezweifeln – auch deswegen, weil die ursprünglichen Planungen mitten im Zyklus nochmal komplett verworfen werden mussten. Ein komplett überladener und weitestgehend generischer Heldenkader kommt erschwerend hinzu, an die allermeisten davon kann ich mich trotz sehr prominenter Darsteller nicht einmal konsequent erinnern, was nicht einer eventuellen Frühdemenz, sondern schlicht deren Belanglosigkeit geschuldet ist. Mit entsprechend geringen Erwartungen bin ich daher an The Fantastic Four: First Steps herangetreten – und wurde angenehm positiv überrascht!

Das beginnt damit, dass sich der Film angenehm eigenständig und losgelöst vom Rest des MCU präsentiert. Statt permanent mit Verweisen auf die restlichen Filme oder vergangene Ereignisse bombardiert zu werden, kann man sich hier vollständig auf die Titelhelden mitsamt deren Geschichte konzentrieren und muss nicht einmal Vorwissen mitbringen, erst in der obligatorischen Mid-Credit-Szene wird eine Brücke zum Rest des gegenwärtigen MCU geschlagen. Heimlicher Star des Films ist das retro-futuristische Setting, welches mit so viel Liebe zum Detail umgesetzt worden ist, dass es einen immer wieder vom eigentlichen Geschehen ablenkt und dabei eine perfekte Balance zwischen Vertrautheit und Fremdartigkeit offeriert. Damit hat man sich sehr an den Ursprüngen der Fantastic Four orientiert, die ihr Debüt zu Beginn der Sechzigerjahre hingelegt haben.

Die Designs sind klar und sauber, dennoch leicht verspielt. Gleichzeitig wagt man seit langer Zeit endlich mal wieder Mut zur Farbe, was einen weiteren tollen Kontrast zum aktuellen MCU aufweist – vor allem, wenn man sich wie ich immer noch nicht ganz von den farblosen Betonkulissen eines Thunderbolts* erholt hat. Damit bringt Regisseur Matt Shakman visuell und inhaltlich genau jenen frischen Wind ins Franchise, den man als Fan seit Jahren so schmerzlich vermisst. Gleichzeitig hat man nicht den Fehler begangen, den Zuschauern eine weitere Ursprungsgeschichte aufzutischen, sondern präsentiert das Heldenquartett abseits einer kurzweiligen Zusammenfassung zu Beginn direkt als etablierte Größe. Nach den beiden trashigen Bernd-Eichinger-Adaptionen Mitte der Zweitausender sowie dem gründlichst fehlgeschlagenen Versuch eines Reboots zehn Jahre später ist das definitiv die richtige Entscheidung gewesen.

Die sympathischen Darsteller helfen dabei, schnell eine Connection zu deren jeweiligen Charakteren aufzubauen, wobei Pedro Pascal und Vanessa Kirby die Riege mit weitem Abstand als Hirn und Herz anführen. Alles in allem fühlen sich die Figuren geerdeter an als in bisherigen Verfilmungen, wovon primär Johnny Storm profitiert, der hier mehr sein darf als nur ein großmäuliger Schürzenjäger mit implementierter Grillfunktion. Lediglich Ebon Moss-Bachrach muss als Ben Grimm viel zu oft einen Platz am Rande einnehmen, was spätestens dann deutlich wird, wenn dessen amouröser Subplot kurz vor der finalen Konfrontation mit Galactus abrupt abgebrochen und dann einfach nicht mehr aufgegriffen wird. Gleichzeitig bleiben die Bösewichte durchgehend zu blass, wodurch besonders der Oberschurke zahllose Fragen über seine eigentliche Herkunft und Motivation offen lässt. 114 Minuten Laufzeit sind für angemessene Erklärungen schlicht zu knapp bemessen.

Trotz dieser Schwächen macht Fantastic Four: First Steps eine Menge Spaß. Visuell ist der Film immer dann am stärksten, wenn er sich auf praktische Sets verlässt, während die computergenerierten Effekte nicht immer voll überzeugen. Dafür gibt’s hier den wohl charmantesten Roboter der jüngeren Filmgeschichte. Die Action stimmt, lediglich das Finale ist etwas einfallslos geraten. Etwas mehr Humor hätte man vielleicht noch einbauen können, dafür funktionieren die emotionalen Momente extrem gut. Begleitet von einem der besten Scores im Marvel Cinematic Universe, haben wir es hier zweifellos mit einem der gelungeneren Ableger der letzten Jahre zu tun, den man sich auch ohne nähere Verbindung zum Franchise mit gutem Gewissen anschauen kann.
Blu-Ray und 4K UHD: Das Bild
Gedreht wurde weitestgehend digital mit der ARRI Alexa 65, die mit bis zu 6.5K auflöst. Lediglich innerhalb der Rückblende sowie für die TV-Berichte hat man für einen bewusst altmodischen Look auf Super 16 gefilmt, wofür Arriflex mit der 16 S ebenfalls ein passendes Modell im Angebot hat. Aus dem kombinierten Material entstand in der Postproduktion dann ein Digital Intermediate in 4K, welches einmal mehr als Basis für die Heimkinoveröffentlichungen herangezogen worden ist. Die dazugehörige Blu-Ray gibt dann auch schnell die Marschrichtung vor: Wo die mit Super 16 gefilmte Zusammenfassung mit hochgradig stilisierten Farben und typischen Rauschmustern aufwartet, wechselt der Film in der Gegenwart zu einer blitzsauberen, digitalen Präsentation.
Die allgemeine Schärfe wurde dabei bewusst etwas zurückgenommen, um die visuelle Ausrichtung des Films noch ein bisschen mehr zu unterstreichen, dennoch bleiben feinere Texturen und Schriftzüge durchgehend gut erkennbar. Die Farbgebung wechselt je nach Szene und passt sich dem Geschehen ebenfalls an. So dominieren anfänglich eher warme Paletten mit erdiger Tendenz, ehe es dann speziell vor dem Hintergrund der im Film gezeigten Architektur und Technik eher in Richtung eines kühleren Looks mit größerer Blautendenz geht, wobei Hauttöne anhaltend hauchfein ins Gelbliche tendieren. Das passt optisch mindestens so gut ins Bild wie der gelegentliche Einsatz von chromatischer Abberration, die aber dankbarerweise stets unaufdringlich am Rande agiert. Referenzverdächtiges Schwarz gibt es selbst im Weltall nicht, dafür werden neutrale Flächen von der Blu-Ray bereits mit guter Differenzierung wiedergegeben.
Die dazugehörige 4K UHD löst nativ auf und kommt neben einem erweiterten Farbraum nach Rec.2020 natürlich auch mit Support für HDR10 und Dolby Vision. Verglichen mit der bereits gelungenen Blu-Ray lassen sich Verbesserungen hier eher im Bereich feiner Nuancen ausmachen. Der Auflösungsunterschied ist praktisch nicht sichtbar, was abermals dem intendierten Look des Films geschuldet ist. Das etwas dunklere Mastering in Verbindung mit den kräftigeren Schwarzanteilen sorgt anteilig für einen leicht dreidimensionaleren Eindruck. Auch an der Farbgebung hat sich nichts geändert. Hier und da punktet die 4K UHD mit mehr Farbdynamik und einer nochmals besseren Differenzierung, das war es dann aber auch schon. Deshalb lohnt sich die höherpreisige Scheibe wirklich nur für absolute Enthusiasten, zumal das HDR wie so oft bei Disney eher schwach eingestellt bleibt.
4K UHD und Blu-Ray: Der Ton
Und wo wir schon beim Thema Enthusiasten sind: Leider hat Disney in den letzten Jahren eine Menge dafür getan, sich jeden Klangfanatiker zum Feind zu machen, der ein bisschen mehr Geld als üblich in die Heimkinoausstattung investiert hat und dafür auch entsprechend ausgestattete Veröffentlichungen erwartet. Nicht mal so sehr, weil man als einziger Publisher bei deutschen Tonspuren anhaltend stur auf Dolby Digital Plus setzt, sondern weil man beharrlich die Dynamik kappt, wovon auch der O-Ton durchgehend betroffen ist. Das Rahmenformat ist dabei also gar nicht so ausschlaggebend wie die Abmischung dahinter. Welchen Grund Disney dafür hat, bleibt mir auch nach all der Zeit ein Rätsel mit sieben Siegeln. The Fantastic Four: First Steps bildet da leider keine Ausnahme.

Dabei beginnt der Film innerhalb der eingänglichen Zusammenfassung durchaus mit einem bedrohlichen Wummern im Niederfrequenzbereich, was erstmal gar nicht schlecht klingt, sobald man den Referenzpegel der Anlage einmal mehr um gute fünf Dezibel nach oben geschraubt hat. Wenn dann aber kurz darauf das PANAM-Gebäude mehrere Stockwerke in den Erdboden sinkt, werden dazu partout keine angemessenen Signale ausgegeben. Die nächste Chance für eindrucksvollen Raumklang bekommt der Film nach einer guten halben Stunde, wenn sich die Helden mit ihrer Rakete auf den Weg ins All machen. Auch hier wird der Subwoofer aktiv und begleitet das Geschehen mit ordentlichem Druck, mehr als ordentlich wird’s aber nicht. Kein Vergleich beispielsweise zu bedeutend älteren Filmen wie Apollo 13, die in einer ganz ähnlichen Sequenz den gesamten Raum zum Beben bringen.

Der englische O-Ton der Blu-Ray im verlustfreien Masterformat DTS-HD MA 7.1 klingt dabei sogar nochmal eine Ecke dünner und kann selbst bei der Dialogwiedergabe nicht mithalten. Ja, insgesamt hat es da in Vergangenheit schon deutlich schlechtere Abmischungen aus dem Hause Disney gegeben. Mehr als gehobenes Mittelmaß bekommt man hier trotzdem nicht serviert und zumindest Besitzer einer guten Anlage inklusive hochwertiger Lautsprecher dürften mit dem Gebotenen zu keinem Zeitpunkt richtig glücklich werden. Auf der 4K UHD gibt es die englische Fassung übrigens in Dolby Atmos. Die klingt auf der regulären Ebene insgesamt identisch, hat dafür auf der zusätzlichen Höhenebene überrascht viel zu bieten. Passende Effekte gibt’s im Film jede Menge, was im Ergebnis richtig gut umgesetzt worden ist! So sehr man alles andere kritisieren kann: Einen im Deckenbereich so aktiven Film hat Disney schon lange nicht mehr veröffentlicht. Ärgerlich, dass deutschsprachige Konsumenten davon wie so oft nichts mitbekommen.
Die Extras
Neben einer Handvoll entfernter Szenen, die es aus Straffungsgründen nicht in den fertigen Film geschafft haben, darf man sich noch auf ein paar Patzer beim Dreh freuen. Sowohl Blu-Ray als auch 4K UHD sind außerdem mit einem Audiokommentar ausgestattet, in dem Regisseur und Produktionsdesigner ein paar interessante Hintergründe zum Film erläutern. Drei zusätzliche Featurettes werfen einen näheren Blick auf die ersten Comics sowie die Darsteller der langlebigen Helden, außerdem gibt es mehr Infos zu den Ursprüngen des Designs und natürlich werden die Schurken abschließend auch nochmal in den Fokus gerückt.

„Nach den zahllosen Flops, die uns das Marvel Cinematic Universe über die letzten Jahre aufgetischt hat, hat man mit The Fantastic Four: First Steps nun endlich wieder einen Eintrag abgeliefert, der abseits einiger verzeihbarer Schwächen richtig viel Spaß gemacht hat. Dank gut aufgelegter Darsteller, grandioser Kulissen und Mut zur Eigenständigkeit kommt plötzlich sogar wieder Lust auf Avengers: Doomsday auf! Blu-Ray und 4K UHD geben den einzigartigen Look hervorragend wieder, dafür bleibt es typisch Disney im Soundbereich maximal gehobenes Mittelmaß. Eine Handvoll solider Extras gibt es obendrauf. Wer den Film im Kino verpasst hat, kann ihn auf diese Weise mit gutem Gewissen nachholen.“

Quelle Bildmaterial: ©The Walt Disney Company | MARVEL. Im Vertrieb von LEONINE Distribution. All rights reserved.
Entsprechende Testexemplare sind von uns auf eigene Kosten gestellt worden.
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