4K UHD | Blu-Ray: Star Trek – Nemesis

Alles hat irgendwann einmal ein Ende. Und so war es nur eine Frage der Zeit, bis auch die Crew der Enterprise E irgendwann den verdienten Ruhestand antreten würde – zumindest vorläufig. Seinerzeit groß als letzte Reise einer ganzen Generation beworben, entpuppte sich Star Trek – Nemesis als fataler Rohrkrepierer, der die Filmreihe für Jahre auf Eis zwang, ehe man sich 2009 an eine Reboot wagte. Umso besser, dass man Picard und Co. Jahrzehnte später endlich einen würdigen Abgang beschert hat. Dennoch darf der Film als Abschluss der Neuauflagen als 4K UHD und Blu-Ray Remastered nicht in unserem Portfolio fehlen.

Studio und Vertrieb: Paramount Pictures

Erscheinungsjahr: 2002

Regie: Stuart Baird

Darsteller: Patrick Stewart, Jonathan Frakes, Brent Spiner, Levar Burton, Tom Hardy und andere

Veröffentlichungstermin: 06. April 2023

Format: 4K UHD | Blu-Ray Remastered

Preis: ab 12.99€

Altersfreigabe: ab 12 Jahren




Der Film

Hinter der neutralen Zone bahnt sich eine Zeitenwende an: Nachdem der gesamte romulanische Senat bei einem Mordanschlag getötet wurde, erhebt sich der undurchsichtige Shinzon (Tom Hardy) als scheinbarer Reformer zum neuen Oberhaupt der kriegerischen Rasse und kündigt an, die Streitigkeiten mit der Förderation endgültig beilegen zu wollen. Auch bei der Besatzung der Enterprise stehen die Zeichen auf Veränderung, denn Commander Riker (Jonathan Frakes) und Counsellor Troi wollen nicht nur endlich vor den Traualtar treten, sondern das Schiff im Anschluss zugunsten eines eigenen Kommandos verlassen. Als Nachfolger für den Platz zur rechten hat Captain Picard (Patrick Stewart) niemand geringeres als den Androiden Data (Brent Spiner) auserwählt. Auf dem Weg zu den Feierlichkeiten auf Betazed macht die Enterprise E einen Zwischenstopp am Rande der der neutralen Zone, denn von dort wurden positronische Signale aufgefangen, die denen von Data verblüffend ähneln.

Riker und Troi haben sich ihre Flitterwochen sicher anders vorgestellt… | 4K UHD

Nach einer motorisierten Auseinandersetzung mit einigen Piraten gelingt es Chefingenieur LaForge tatsächlich, aus den geborgenen Komponenten eine Art Vorläufer des Androiden zusammenzusetzen. B-4 (ebenfalls Brent Spiner) scheint jedoch nur über einen sehr begrenzten Intellekt zu verfügen und kann sich auch nicht daran erinnern, wie er überhaupt auf dem öden Planeten gestrandet ist. Für genauere Nachforschungen bleibt allerdings keine Zeit, denn Shinzon hat um ein Treffen mit einem hochrangigen Förderationsvertreter gebeten und die Enterprise E ist dem Romulus am nächsten gelegen. Dass es sich beim neuen Führer der Spitzohren nicht nur um einen Remaner – die von den Romulanern seit jeher als minderwertige Sklaven brutal unterdrückt worden sind – handelt, sondern außerdem um einen von den Romulanern aufgegebenen Klon von Picard, wirft zahlreiche weitere Fragen auf. 

Ein Gespräch zwischen Vater und…Klon. Aber wie viel Picard steckt wirklich in Shinzon? | 4K UHD

Und tatsächlich stellt sich alsbald heraus, dass der schwerkranke Shinzon keine guten Absichten verfolgt, sondern jedes Leben auf der Erde und damit auch die Förderation mithilfe einer neuartigen Waffe auszulöschen will. Um lange genug zu leben, um seinen diabolischen Plan in die Tat umsetzen zu können, benötigt Shinzon aber zuerst die DNS von Captain Picard. Der ahnt nicht, dass der missratene Doppelgänger längst einen Schläfer an Bord der Enterprise eingeschmuggelt hat, welcher nur auf seine Aktivierung wartet…

Die Rezension

Wer glaubt, die wirr klingende Zusammenfassung der Rahmenhandlung von Star Trek – Nemesis wäre dem übermäßigen Konsum vom Alkohol geschuldet, hat den Film wahrscheinlich noch nie gesehen. Zum Glück, würde manch Fan da wohl sagen. Und in der Tat: Ein gelungener Abschied sieht definitiv anders aus. Nachdem Star Trek – Der Aufstand überwiegend als zu entspannt inszeniert aufgenommen wurde und man neben zahlreichen weiteren Schwächen kaum was von der Enterprise zu Gesicht bekam, wollte man mit dem Nachfolger wieder mehr in Richtung des erfolgreichen Der erste Kontakt gehen und den Zuschauern ein düsteres Spektakel mit dem legendären Schiff im Mittelpunkt anbieten. Mit Stuart Baird verpflichtete man einen Regisseur, der mit Filmen wie Einsame Entscheidung bereits ein Händchen für spannende Action im Orbit bewies, anders als seine Vorgänger allerdings keinerlei Ahnung vom Franchise besaß. Und das führte rasch zu zahlreichen Unstimmigkeiten. 

Gegen Shinzons Flaggschiff wirkt die Enterprise E wie ein kleiner Fisch. | 4K UHD

Viele Darsteller äußerten im Nachhinein immer wieder ihren Unmut über das mangelnde Fachwissen des Regisseurs und machten diesen maßgeblich für den Misserfolg des Films verantwortlich. Baird dagegen sagte später, er hätte einfach kein Interesse daran gehabt, einen Beitrag innerhalb eines bereits voll etablierten Franchises mitsamt dessen Charakteren zu leisten. Ja, um Gottes Willen: Warum zum Teufel nimmt man den Job denn dann an?! Wer nun die Schuld an der ganzen Misere trägt, soll auch nicht Hauptthema des Rezensionsteils sein. Denn dafür kann man oberflächlich betrachtet viele Faktoren ausmachen: Zum einen das schwache Drehbuch von Logan, der hier gefühlt alles in den Topf geschmissen hat, was in den Vorjahren noch nicht oder nur bedingt filmische Verwertung auf Basis der Serie erfahren hat, dabei aber wenig auf Struktur geachtet hat. Zum anderen ist die Crew hier bereits in Teilen über ihren Zenit hinausgewachsen, besonders Brent Spiner empfand seine Rolle als Data längst als Belastung und war zudem der Meinung, diese altersbedingt nicht mehr glaubwürdig verkörpern zu können. 

Die grimmigen Remaner mögen kein Licht und halten sich bevorzugt im Dunkeln auf. | 4K UHD

So gesehen wäre es wahrscheinlich das Beste gewesen, wenn die Filmreihe rund um die Enterprise E mit Der Aufstand geendet hätte. Besonders für den damaligen Newcomer war der Misserfolg ein herber Schlag und trieb den begabten Engländer sogar zeitweise an den Rand des Suizids. Die visuell durchaus stimmige Inszenierung sowie ein sehr emotionaler Abschied zum Finale können am Ende nicht darüber hinwegtäuschen, dass Nemesis der mit Abstand schlechteste Beitrag im TNG-Filmkosmos ist, der erst ein gewisses Grundinteresse schafft, wenn man ihn nicht als tatsächliche Ende betrachtet, sondern mehr als einen Anfang zu Star Trek – Picard, deren dritte und letzte Staffel gegenwärtig auf Amazon Prime ausgestrahlt wird und viele lose Enden über zwanzig Jahre nach Veröffentlichung des Films aufgreift und der Crew jenen Abschied beschert, den sie eigentlich längst verdient hat. Was lange währt, wird also zumindest dahingehend endlich gut. 

4K UHD und Blu-Ray Remastered: Das Bild

Es gibt so Momente, da könnte man einfach mit Copy & Paste arbeiten und hätte trotzdem das gewünschte Ergebnis erreicht. Da M-Reviews aber generell mehr Anspruch in seine Arbeit legt als die Macher von FIFA, kommt simples Kopieren natürlich nicht in Frage. Wer die bisherigen Rezensionen aber aufmerksam verfolgt hat, dürfte hier trotzdem auf einige sehr vertraute Worte stoßen, denn Star Trek – Nemesis erlitt bei seiner Erstveröffentlichung auf Blu-Ray im Jahr 2009 dasselbe traurige Schicksal wie alle übrigen Filme der Reihe. Der exzessive Einsatz von Weichzeichnern, digitalen Rauschfiltern und anschließender Nachschärfung produziert demnach auch in diesem Fall keine Augenöffner, sondern eine mittlere Katastrophe für jeden Puristen mit halbwegs ausgeprägtem Anspruch an eine möglichst authentische Heimkinoerfahrung. Glattgebügelte Gesichter, die fast völlige Abwesenheit von Details im Allgemeinen und auffällige Nachschärfungsartefakte…wenn so die Zukunft aussieht, bin ich ganz froh, kein Teil davon zu sein.

Über die alte Blu-Ray wirkt das Gesicht von Data wachsartiger, rund um die Augenbrauen bilden sich Artefakte und der Kragenansatz versumpft. Die 4K UHD (Slider ganz links) löst besser auf, offeriert mehr Durchzeichnung und wirkt farbneutraler. 

Der taufrische Transfer, den Paramount für die Neuauflage in nativem 4K vom 35mm-Analogmaterial gezogen hat, schafft die lange herbeigesehnte Abhilfe. Das neue Master stellt den ursprünglichen Look des Films wieder her, bringt vormals im Limbus der Nachbearbeitung versunkene Details zurück und wirkt dank wiederhergestellter Körnung wunderbar filmisch – all das bereits innerhalb der Blu-Ray Remastered, die auch farblich ordentlich zulegt und nicht nur die Sternenflottenuniformen bei den Primärtönen intensiver darstellt, sondern auch satte Grün- und Violetttöne offeriert, wann immer die Romulaner und ihre Technik im Spiel sind, während Hautfarben angenehm natürlich und gesund dargestellt werden. Im Kontrastbereich legt das neue Master ebenfalls merklich zu und liefert sattere Schwarzanteile, was im direkten Vergleich nicht nur bei den vielen dunklen Innenaufnahmen auffällt, sondern auch bei den computergenerierten Außenaufnahmen der Enterprise vor der Kulisse des unendlichen Alls. Abermals haben wir es also bereits hier mit einem deutlichen Upgrade im Vergleich zur Erstauflage zu tun. 

In dieser Aufnahme werden besonders die Unterschiede im Color Grading deutlich: Wo die Erstauflage (Slider ganz rechts) tendenziell magentafarben rüberkommt, wirkt die 4K UHD (Slider ganz links) kühler, natürlicher und besser ins allgemeine Setting des Films passend. Alles in allem ist das aber eher Geschmackssache. 

Die 4K UHD löst nativ auf und erscheint mit erweitertem Farbraum nach Rec.2020 sowie Support für HDR10 und Dolby Vision. In dieser Form werden nochmals mehr Details aus dem Master herausgekitzelt, verglichen mit der eher schwachen Performance von Der Aufstand legt Nemesis hier wirklich nochmal eine gute Schippe drauf, während die feiner aufgelöste Körnung einen Ticken mehr Ruhe ins Bild bringt. Farben werden abermals intensiviert und auch die Schwarzanteile wirken kräftiger. Schön zu sehen ist, wie viel klarer die Spitzlichter in Form der Sterne über die UHD wiedergegeben werden. Einmal mehr gilt: Für gerade einmal einen Zehner Aufpreis im Vergleich zur preislich bereits sehr fair angelegten Blu-Ray kann man nichts falsch machen, auch weil die Blu-Ray Remastered der UHD beiliegt und man so optimal für den eventuell noch erfolgenden Sprung ins 4K-Zeitalter gewappnet ist. 

4K UHD und Blu-Ray Remastered: Der Ton

Bei der Ausstattung hat sich ebenfalls nichts geändert, denn die neue Abmischung im Format Dolby TrueHD 5.1 für die deutsche Synchronfassung bleibt auch dieses Mal lediglich der UHD vorbehalten, während die Blu-Ray weiterhin mit der ursprünglichen Tonspur in komprimiertem Dolby Digital 5.1 auskommen muss. Der actionreiche Film bietet jede Menge gutes Vergleichsmaterial, mit klarem Ergebnis: Die Neuabmischung agiert sehr viel naher am bereits sehr guten englischen Originalton der Erstveröffentlichung und hat vor allem im Dynamik- und Bassbereich kräftig zugelegt. Im Vergleich zu den Vorgängern werden die hinteren Speaker deutlich besser ins Geschehen eingebunden, räumliche Momente hat der Film dafür ausreichend zu bieten. 

Zeit, ein paar „unsichere Geschwindigkeiten“ auszuprobieren: Date, Worf und Picard auf Außenmission. | 4K UHD

Der Subwoofer dreht erstmals kräftig auf, wenn Picard und sein Außenteam mit dem Buggy unterwegs sind und sorgt im Anschluss bis zum krachenden Finale immer wieder für kleine bis mittlere Highlights, während die Dialogverständlich im Center hörbar verbessert worden ist. Die englische Tonspur ist unverändert übernommen worden und klingt wie bereits erwähnt auch vierzehn Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung immer noch klasse. Klar, an gänzlich neue Produktionen gelangt man zwar nicht heran, für einen fast zwanzig Jahre alten Film klingt Star Trek – Nemesis aber richtig gut und übertrumpft sogar so manchen erst später veröffentlichten Film in ähnlichem Setting. 

Die Extras

Fast zwanzig Minuten Deleted Scenes, von denen manche den Film durchaus aufgewertet hätte, dazu über eine Stunde an Produktionsinfos sowie umfangreiche Hintergrundberichte über den Star-Trek-Kosmos und vieles mehr…was mit Ausnahme der ebenfalls auf der 4K UHD untergebrachten Audio- und Textkommentare ausschließlich auf Blu-Ray untergebrachten Extras angeboten wird, mag zwar bekannt, aber dennoch nicht weniger eindrucksvoll sein. 

Die Romulaner sind über ihren neuen Anführer alles andere als begeistert. | 4K UHD

Leider liegt das Material abseits der Storyboards und Bildergalierien altersbedingt anhaltend nur in Standardauflösung vor, über eine Gesamtlaufzeit von mehreren Stunden erfahren interessierte Zuschauer aber genug über die Hintergründe des Films, um selbst als Diplomat bei der Sternenflotte anheuern zu können. Das man diese Extras nicht einfach über Bord geworfen hat, bleibt lobenswert und untermauert den definitiven Status dieser Veröffentlichung. 

„Wenn ich mich mal aus diesem Geschäft verabschiede, hoffe ich auf eine bessere Ruhestandsfeier als die der Enterprise E. Ein desinteressierter Regisseur ohne Grundkenntnisse von der Materie, ein entnervter und teilweise einfach müder Cast, der mit Ausnahme eines exzellenten Tom Hardy sichtbar auf den baldigen Abspann hinarbeitet und eine völlig wirre Story, die zu sehr darum bemüht ist, Bekanntes neu aufzukochen und sich dabei gleichzeitig zu wenig um Neues bemüht...all das resultiert in einem sehr unwürdigen Abschied, der am Ende doch keiner ist. Dass der neue Transfer in Form der Blu-Ray Remastered und 4K UHD im Vergleich zur Erstauflage sehr viel besser aussieht und zumindest innerhalb der höherpreisigen Variante auch so klingt, macht den Film am Ende zwar nicht besser, aber für Augen und Ohren sehr viel genießbarer. Das erneut sehr umfangreiche Bonusmaterial fügt den bekannten Featurettes abermals keine neuen Erkenntnisse hinzu, liefert aber einen exzellenten Eindruck von der schwierigen Produktion.“


Quelle Bildmaterial: ©Paramount Pictures. All rights reserved.

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von Paramount Pictures zur Verfügung gestellt worden.

©2023 M-Reviews.de

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