Studio und Vertrieb: Sony Home Entertainment
Erscheinungsjahr: 2022
Regie: Jon Watts
Darsteller: Tom Holland, Zendaya Coleman,Willem Dafoe, Benedict Cumberbatch, Alfred Molina, Marisa Tomei und andere
Der Film
Kaum eine Woche ist es her, seit Peter Parker (Tom Holland, Uncharted) alias Spider-Man die Pläne von Quentin „Mysterio“ Beck vereitelt und dabei halb London in Schutt und Asche gelegt hat. Jetzt will der Wandkrabbler in Ruhe die frische Beziehung zu MJ (Zendaya, Dune) genießen und sich gleichzeitig auf den anstehenden Schulwechsel vorbereiten. Daraus wird allerdings nichts, denn Beck ist es tatsächlich gelungen, vor seinem Tod nicht nur die wahre Identität von Spider-Man zu leaken, sondern der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft zusätzlich die Schuld an sämtlichen Ereignissen der vergangenen Tage in die Schuhe zu schieben. Ein gefundenes Fressen, nicht nur für Verschwörungsgläubige, sondern auch den sensationsgierigen Herausgeber J. Jonah Jameson (Oscar©-Preisträger J.K. Simmons, Whiplash). Fortan werden nicht nur Peter und MJ, sondern auch Kumpel Ned und Tante May (Marisa Tomei, The Wrestler) permanent von den Medien belagert.
Als unter dem zunehmenden Druck der gespaltenen Öffentlichkeit alle Universitätsbewerbungen der drei Freunde mit Absagen gestraft werden, entschließt sich Peter, weiteren Schaden von seinen Liebsten abzuwenden und wendet sich mit einer riskanten Bitte an den ebenfalls in New York ansässigen Magier Dr. Steven Strange (Benedict Cumberbatch, The Power of the Dog), welcher seinerzeit gemeinsam mit Spider-Man und den Avengers gegen Thanos gekämpft hat. Strange soll mit einem globalen Vergessenszauber dafür sorgen, dass sich niemand mehr daran erinnern kann, wer der Mann unter der Spinnenmaske ist. Weil Peter aber mitten im Zaubern immer mehr Ausnahmewünsche einfallen, resultiert das Unterfangen in einer völligen Katastrophe: Durch Risse im Multiversum stranden einige der gefährlichsten Superschurken aus alternativen Zeitlinien in Peters Realität und tun sofort, was sie am besten können – nämlich für Angst und Schrecken unter der Bevölkerung zu sorgen. Nur mit viel Mühe und der Hilfe seiner Verbündeten gelingt es Spider-Man, erst Dr. Otto Octavius und im Anschluss auch Electro, Sandman und den Lizard (wieder mit dabei: Alfred Molina, Jamie Foxx, Thomas Haden Church und Rhys Ifans) sicher im Keller von Strange´s Hauptquartier einzusperren. Wenig später schlägt auch ein kurzzeitig wieder zur Besinnung gelangter Norman Osborn (Willem Dafoe, Der Leuchtturm) alias Green Goblin im Obdachlosenheim von Tante May auf.
Wenig begeistert von dem Gedanken, dass in ihrer Welt der sichere Tod auf die Schurken wartet, will Peter die magische Rückreise so lange aufschieben, bis er Heilmittel für jede individuelle Form jenes dämonischen Wahnsinn gefunden hat, der aus den (vorher mehr oder weniger unschuldigen) Männern erst wahre Monster machte und diesen so in ihrer Welt eine zweite Chance zu ermöglichen – und stellt sich dafür sogar gegen Strange selbst, der weitere Änderungen in der Zeit unbedingt vermeiden will. Als bei Osborn erneut der Goblin erwacht und Max „Electro“ Dillon sich einem ARC-Reaktor aus dem Nachlass von Tony Stark bemächtigt, zeigt sich schnell, dass Strange mit seinen Warnungen Recht hatte. Geschlagen und durch einen schweren persönlichen Verlust gezeichnet, liegt es jetzt nicht nur an guten Freunden, sondern auch zwei ganz besonderen Reisenden mit sehr ähnlichen Schicksalen, den gebrochenen Helden wieder auf Kurs zu bringen und die neuen Feinde gemeinsam zur Strecke zu bringen…
Die Rezension
Ich will ganz ehrlich sein: Nach dem epischen Finale in Avengers: Endgame ist mein persönliches Interesse an weiteren Heldenfilmen erstmal komplett versiegt. Weder Black Widow, noch Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings oder gar Captain Marvel haben mich richtig vom Hocker gehauen. Die Luft war gefühlt einfach raus, weil das alles wie Fließbandware ohne große neue Ideen zu wirken begann. Und dann kam Spider-Man: No Way Home. Ein Film, von dem lange Zeit gar nicht klar war, ob er überhaupt jemals entstehen würde. Denn obwohl der Vorgänger große Erfolge bei Kritikern und Kinogängern feierte, schwebte über der Zukunft der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft stets der ewige Lizenzstreit zwischen Sony und Marvel. Hätten sich die Fans und nicht zuletzt auch Hauptdarsteller Tom Holland so sehr für eine weitere Kooperation eingesetzt, wäre mit großer Wahrscheinlich ein komplett anderer Film entstanden. Und der – das ist ziemlich sicher – wäre nie so verdammt gut geworden wie das, was uns die Macher letztendlich beschert haben.
Die Idee des Multiversums ist nicht neu, im Gegenteil. Innerhalb des bestehenden MCU allerdings Platz dafür zu finden, das galt in der Umsetzung lange Zeit als unmöglich. Dem Produzenten Kevin Feige, Regisseur Jon Watts sowie den Drehbuchautoren Chris McKenna und Erik Sommers ist aber genau dieses Kunststück gelungen. Das Team liefert eine plausible Erklärung für die filmischen Reboots und gewährt damit jeder Ära seit den Anfängen von Spider-Man aus dem Jahr 2022 einen offiziellen Platz im Kanon des MCU gewährt. Entstanden ist ein Treffen der Generationen, welches sich zu keinem Zeitpunkt forciert, sondern stets schlüssig anfühlt. Wenn man die alten Schurken mitsamt ihrer Originaldarsteller (und deren deutschen Sprechern) wiedersieht und feststellt, dass diese – auch teilweise dank ein bisschen digitaler Retusche – seit ihren Erstauftritten kaum gealtert zu sein scheinen, schlägt das Fanherz so hoch wie schon lange nicht mehr. Besonders Willem Dafoe ist in seiner Rolle ein absoluter Showstealer, aber auch Benedict Cumberbatch spielt den Doctor Strange wieder so genial, dass man seine Vorfreude auf den kommenden zweiten Soloausflug des Magiers kaum noch erwarten kann. Und dann ist da natürlich noch Tom Holland, der mittlerweile eindrucksvoll in den Charakter des Peter Parker hineingewachsen ist. Spider-Man: No Way Home ist aber wesentlich mehr als maximaler Service für langjährige Liebhaber des MCU, sondern erzählt ganz nebenbei auch eine exzellente Geschichte!
Wir begegnen hier einem Peter Parker, der sich zum ersten Mal richtig von seinem verstorbenen Mentor Tony Stark emanzipiert und gezwungen ist, die Konsequenzen seiner Entscheidungen komplett alleine zu tragen. Es ist ein Film über das Erwachsenwerden, über Zukunftsängste, Verantwortung und Freundschaft. Wichtigen Aspekten, die immer schon Teil der ursprünglichen Geschichten rund um Spider-Man gewesen sind. Und glücklicherweise findet all das trotz der gewohnt exzellent getricksten Action genug Platz innerhalb der zweieinhalb Stunden Laufzeit, um sich auch wichtig anzufühlen. Sogar die Liebesgeschichte zwischen Peter und MJ wird bewegend inszeniert und im Finale gleichermaßen glaubwürdig wie konsequent behandelt. Eine gesunde Portion Humor mit vielen Anspielungen auf vergangene Filme gibt es ebenso obendrauf wie gute Gründe dafür, sich vor der Sichtung eine große Packung Taschentücher in greifbare Nähe zu legen. Hier stecken wirklich alle Zutaten drin, die ein Blockbuster benötigt. Und weil die so sensationell gut ausbalanciert sind, ist Spider-Man: No Way Home nicht nur das beste Marvel-Movie seit Avengers: Endgame, sondern zweifelsohne auch einer der besten Superheldenfilme aller Zeiten.
UHD und Blu-Ray: Das Bild
Spider-Man: No Way Home wurde komplett digital mit Kamerasystemen vom Typ ARRI Alexa LF und Alexa Mini LF gedreht, beide für das IMAX-Verfahren zertifiziert – obwohl letzteres für die Heimkinoveröffentlichungen keine Rolle spielt, hier hat man sich nämlich für ein einheitliches Format entschieden. Trotz maximal möglichen 4.5K am Output ist es dann wohl bedingt durch die immense Effektdichte nur ein 2K Digital Intermediate geworden, welches nun auch auf Blu-Ray und 4K UHD zum Einsatz gelangt.. Beginnen wir wie immer mit der regulären Blu-Ray, welche trotz zusätzlicher Herabskalierung auf 1080p bereits sehr gute Ergebnisse produziert. Sieht man von gelegentlich etwas weichen Nahaufnahmen ab, darf man sich dort auf ein durchgehend knackscharfes Bild freuen, welches gemessen an der digitalen Herstellung auch extrem sauber rüberkommt und keine wahrnehmbare Körnung offeriert. Das ist über weite Strecken kein Problem, lediglich in den dunkleren Szenen geht der Scheibe gelegentlich ein bisschen die Durchzeichnung verloren. Besonders im Finale rund um die Freiheitsstatue bei Nacht kann das schonmal negativ ins Gewicht fallen.
Farblich bleibt man den bekannten Schemata der Vorgänger treu. In Außenszenen dominieren natürliche, gut ausbalancierte Paletten, während man in den Innenarealen mehr Sättigung beigemischt hat. Fremdartig wirkt das aber nie, weil es der Film damit zum Glück nie übertreibt, sondern lediglich sinnvolle Akzente setzt. Raum für knallige Highlights gibt es massig, so stechen vor allem die zahlreichen bunten Kostüme des Titelhelden wunderbar hervor, ebenso aber auch das sattgrüne Outfit des Green Goblin, während die Explosionen bereits recht gutes Orange liefern. Bei den Kontrasten gibt es innerhalb der Möglichkeit der Blu-Ray wenig zu bemängeln, ab und an überstrahlt das Release ein wenig, was aber den technischen Limitierungen des Formats geschuldet bleibt. Gemessen an der langen Laufzeit des Films und der Tatsache, dass Sony zusätzlich noch das komplette Bonusmaterial auf eine Scheibe gequetscht hat, agiert die Blu-Ray wirklich am Rande aller Kapazitäten und macht dabei einen echt guten Job.
Ein Schwenk rüber zur UHD zeigt dann aber schnell, dass es noch besser gehen kann. Einen großen Mehrwert bei der Schärfe sollte man nicht erwarten, hier macht sich das Upscale auf jeden Fall bemerkbar. Weil dort aber dank weniger Platzmangel deutlich mehr Platz zur Entfaltung vorhanden ist, werden zumindest vereinzelte Kompressionsschwierigkeiten ebenso beseitigt wie die wenigen wachsigen Nahaufnahmen der Darsteller. Gleichzeitig wird die Durchzeichnung minimal verbessert. Wirklich zulegen kann die Scheibe dafür bei Farben und Kontrasten. Die UHD kommt mit erweitertem Farbraum nach Rec.2020 sowie Support für HDR10 und Dolby Vision nach Hause, deckt also alle gegenwärtigen Standards optimal ab. Was zuerst auffällt, ist das im direkten Vergleich merklich neutraler ausgeleuchtete Bild. Wo die Blu-Ray teilweise krass überstrahlt, präsentiert sich die UHD natürlicher und gleichzeitig auch kontraststärker. Farblich werden dagegen die Gelbanteile etwas zurückgefahren, was den Hauttönen sichtbar gut steht. Alles, was die Blu-Ray dagegen schon gut herausarbeitet, wie z.B. die knalligen Highlights, kriegt über die UHD nochmals mehr Strahlkraft. Wer die Wahl hat, sollte die höherpreisige Variante also durchaus in Betracht ziehen, auch wenn bei den Details nicht viel mehr zu holen ist.
UHD und Blu-Ray: Der Ton
Abseits der ganzen Lizenzstreitigkeiten hat es durchaus Vorteile, dass Spider-Man: No Way Home von Sony veröffentlicht wird und nicht etwa von Disney. Angesichts deren konsequentem Hang zur „Gleichschaltung“ bei der Abmischung von Effekten und Dialogen wäre das ein verdammt trauriger Absatz geworden. Zugegeben, auch Sony liefert für die deutsche „nur“ verlustfreien Sound im Format DTS-HD MA 5.1 und behält sich die Dolby Atmos ausschließlich für den englischen O-Ton vor (und dann auch nur auf der UHD), trotzdem kann man hier wirklich von Glück reden, keine künstlich aufgeblasene, dynamikarme DVD-Konserve aus Maushausen um die Ohren gewatscht zu kriegen. Ja, auch hier muss man der Abmischung gelegentlich ankreiden, in besonders actionlastigen Szenen bei den Effekten nicht so zu differenzieren, wie ich es mir gewünscht hätte.
Insgesamt haben wir es aber mit einer überaus druckvollen Tonspur zu tun, welche den Subwoofer während der entsprechenden Szenen sehr konsequent auslastet. Sämtliche Dialoge bleiben durchgehend bestens verständlich, der Score von Michael Giacchino – welcher wunderbar gelungen Teile der Kompositionen aus alten Spidey-Filmen einarbeitet – stets präsent. Die englische Atmos agiert bei der Effektverteilung besser und packt zusätzlich eine Menge Effekte auf die Höhenebene, welche bei der deutschen Fassung natürlich komplett fehlt. Bis auf ein-zwei nicht ganz nachvollziehbar hochgelegte Einlagen wird definitiv mehr Immersion geboten, wobei der Soundtrack dann ebenfalls wandert und sich von der Decke aus noch besser vom restlichen Geschehen abheben kann. Wer kann und über entsprechendes Equipment verfügt, sollte dem O-Ton also Vorzug einräumen.
Die Extras
Wie bereits erwähnt hat Sony das komplette Bonusmaterial auf die Blu-Ray gepackt, was angesichts der vielen Featurettes im Grunde nicht die schlaueste Entscheidung gewesen ist. Satte sechzehn Stück gibt es davon, die Gesamtlaufzeit beträgt knapp eineinhalb Stunden. Die alle einzeln aufzuzählen möchte ich mir an dieser Stelle sparen, denn viel vom Material entfällt primär auf einfaches Promomaterial ohne großen Mehrwert für alle, die gerne mal einen etwas detaillierteren Blick hinter die Kulissen des Films werfen wollen. Eine Menge Interviews, Charakterbetrachtungen…das hätte man problemlos miteinander kombinieren können. So wirkt das Material stellenweise arg künstlich gestreckt.
Am ehesten interessant sind die Gespräche mit den Wiederkehrern, weil hier wirklich eine Menge Retrocharme aufkommt (und ich alleine bei dem Wort Retro gefühlt um zwanzig Jahre altere, weil ich den ersten Spider-Man damals im Kino gesehen habe). Dazu gibt es Einblicke in die Arbeit der Choreographen und Stuntcrews. Eine Handvoll verpatzter Szenen hat ebenfalls noch Platz an Bord der längst überfüllten Blu-Ray gefunden. Wer Spaß an Gesprächen hat, wird hier auf jeden Fall gut bedient. Anderenfalls dürften die Extras von Spider-Man: No Way Home eher enttäuschend im Gedächtnis bleiben.
„Drei Ären Spider-Man in Einklang bringen und dabei trotzdem eine nachvollziehbare, spannende Geschichte mit grandios geschriebenen Charakteren zu liefern, das ist dem Abschluss der ersten neuen Trilogie um Tom Holland als kostümiertem Fassadenkletterer entgegen aller Unkenrufe mehr als gelungen. Spider-Man: No Way Home ist mehr als nur Fanservice, sondern einer der mit Abstand besten Filme, die je innerhalb des MCU und generell im Heldengenre produziert worden sind. Hier stimmt von der Action bis zum perfekt ausbalancierten Spagat zwischen Komik und Tragik einfach alles. So darf es gerne weitergehen, vielleicht ja schon bald, wenn der von Sam Raimi inszenierte Doctor Strange and the Madness of the Multiverse in die Kinos kommt. Die UHD ist beim Bild aufgrund des Masters etwas limitiert und überragt die bereits gute Blu-Ray vor allem bei Farben und Kontrasten, beim Sound hätte etwas mehr Differenzierung gutgetan und die Extras sind mehr Masse als Klasse. Dem fantastischen Film schadet das aber nie. Unbedingt ansehen, wenn nicht längst geschehen!“
Quelle Bildmaterial: ©Columbia Pictures Industries, Inc. and Marvel Characters, Inc. All rights reserved.
Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von Sony Home Entertainment zur Verfügung gestellt worden.
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