4K UHD | Blu-Ray: Der City Hai

Der City Hai gilt als eher mittelmäßiger Eintrag in der damals noch relativ kurzen Vita von Arnold Schwarzenegger. Nachdem der Österreicher in den Achtziger Jahren mit Conan, der Barbar und seinem Auftritt als futuristische Kampfmaschine in Terminator erste große Erfolge in Hollywood feiern konnte, flatterten dem ehemaligen Mr. Olympia die Rollenangebote massenweise ins Haus. Dass er dann ausgerechnet für diesen relativ preiswerten Actioner unter der Regie von John Irvin unterschrieb, hat mehrere Gründe. STUDIOCANAL veröffentlicht den Film nun erstmals in nativem 4K und liefert dazu auch gleich eine frische Blu-Ray. Wir haben beides für euch gesichtet. 

 

Studio und Vertrieb: STUDIOCANAL

Erscheinungsjahr: 1986

Regie: John Irvin

Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Kathyrin Harrold, Darren McGavin, Robert Davi und andere

Veröffentlichungstermin: 27. Oktober 2022

Format: 4K UHD | Blu-Ray | DVD

Preis: ab 12.99€

Altersfreigabe: ab 16 Jahren




Der Film

Gangsterboss Patrovita regiert mit eiserner Hand über die kriminelle Unterwelt Chicagos und hat es bisher geschafft, einer Verurteilung zu entgehen. Um einen gefährlichen Kronzeugen auszuschalten, lässt der Mobster dessen Versteck von einigen Killern stürmen. Unter den zahlreichen toten Bewachern findet sich auch der Sohn des alternden FBI-Agenten Harry Shannon wieder. Der am Boden zerstörte Vater schwört Rache und will die Mafia-Organisation mit allen Mitteln endgültig zu Fall bringen. Dafür wendet sich Shannon an Mark Kaminsky (Arnold Schwarzenegger). Der ehemalige Agent wurde aufgrund seiner allzu harschen Ermittlungsmethoden vor Jahren in den Ruhestand gezwungen und vegetiert nun als Sheriff in irgendeinem Kleinstadtkaff langsam dahin, während seine todunglückliche Frau zunehmend dem Suff verfällt.

Gangster Patrovita und seine rechte Hand Rocca konnten bisher nicht für ihre Taten belangt werden.

Nun soll sich Kaminsky in die Organisation einschleusen und diese von innen heraus zerstören. Sollte er damit Erfolg haben, verspricht Shannon die Wiedereinstellung beim FBI. Getarnt als freischaffender Schwerverbrecher Joseph P. Brenner mischt Kaminsky zunächst die Konkurrenz von Patrovita auf und verschafft sich darüber ein erstes „Vorstellungsgespräch“ bei dessen rechter Hand Paolo Rocca. Nach und nach gelingt es Kaminsky, in den Reihen der Gangster aufzusteigen. Nur der Enforcer Max (Robert Davi) traut dem Neuzugang nicht über den Weg. Als sich die Mafiabraut Monique in Kaminski verguckt, auf die Max bereits seit langer Zeit erfolglos ein Auge geworfen hat, nutzt dieser die Polizeikontakte der Organisation, um den lästigen Nebenbuhler auffliegen zu lassen… 

 

Die Rezension

Nachdem Schwarzenegger ein Jahr zuvor mit dem überaus erfolgreichen Phantom Kommando endgültig als Actionstar in Hollywood Fuß gefasst hatte, war das Interesse des Österreichers, im Anschluss daran nochmals als Conan aufzutreten, eher gering. Leider war er aber vertraglich an mindestens zwei weitere Abenteuer aus dem Sand-und-Leder-Kosmos gebunden. Um aus der Nummer wieder rauszukommen, einigte sich Schwarzenegger mit Produzent Dino De Laurentiis darauf, stattdessen die Hauptrolle in Der City Hai zu übernehmen. Viel lieber hätte er in der damals schon lange geplanten Verfilmung von Total Recall mitgewirkt, aber De Laurentiis wollte das Buch lieber mit Patrick Swayze in der Rolle des identitätsgeplagten Bauarbeiters umsetzen, wenn er sich die Umsetzung denn hätte leisten können. Ein möglichst preiswerter Kassenschlager musste her – und hier kam Der City Hai ins Spiel. 

Kaminsky alias Joseph P. Brenner verfällt schnell den Reizen der verführerischen Monique.

Der selten dämlich gewählte deutsche Verleihtitel – im Original heißt der Film Raw Deal – vereint unter seinem Dach typisches Achtziger-Jahre-Kino, frei nach dem Motto „Hirn ausschalten und das Spektakel genießen“. Könnte man zumindest, wenn es sowas wie ein Spektakel geben würde. Bis auf das bleihaltige Finale im Steinbuch und eine kurze Verfolgungsjagd hat das Werk von John Irvin nämlich hauptsächlich quälend langweilige Dialoge anzubieten. Leider nimmt sich der Film dabei über seine gesamte Laufzeit auch noch viel zu ernst und muss komplett ohne jene selbstironischen Oneliner auskommen, die schon ein Jahr später mit Predator zum Markenzeichen des Muskelpakets werden sollten. Schwarzenegger spielt seine Rolle zwar mit sichtbarem Vergnügen, kann das miese Drehbuch aber auch nicht mehr retten, zumal der restliche, bis auf Robert Davi weitestgehend unbekannte Cast komplett gelangweilt wirkt. 

Killer Max wartet nur auf eine gute Gelegenheit, sich seinem verhassten Konkurrenten zu entledigen.

Knappe zehn Millionen hat Der City Hai gekostet, gerade einmal fünfzehn Millionen Dollar kamen an den weltweiten Kinokassen wieder rein. Das Publikum war zu dem Zeitpunkt längst Besseres gewöhnt als namenlosen Schergen dabei zuzusehen, wie sie sich hemmungslos verblödet über den Haufen ballern lassen und bei ihrem Ableben hochdramatisch durch in die Luft springen. De Laurentiis ging an dem Flop endgültig pleite, die Rechte an Total Recall wanderten rüber zu Carolco, wo das Projekt Ende der Achtziger endlich Gestalt annahm – und zwar mit Schwarzenegger als Hauptakteur, der auch hinter den Kulissen maßgeblich daran mitwirkte, sein Wunschprojekt endlich realisieren zu können. Retrospektiv betrachtet fällt es mir auch heute sehr schwer, Der City Hai bis auf sein gelungen rübergebrachtes Großstadtsetting irgendwelche nennenswerten Qualitäten anzugewinnen. 

4K UHD und Blu-Ray: Das Bild

Für die Neuauflage hat STUDIOCANAL auf mehrere Quellen zurückgreifen müssen und den Film auf Basis mehrerer Originalnegative im 32mm-Analogformat quasi komplett rekonstruiert, ehe eine frische Abtastung in nativem 4K möglich war. Das Ergebnis wurde im Anschluss umfangreich digital nachbearbeitet, zahlreiche Verschmutzungen und Beschädigungen Frame für Frame aus der Welt geschafft, auch die Farbgebung wurde überarbeitet. Das Ergebnis übertrumpft die alte Blu-Ray aus dem Jahr 2010 in nahezu jeder Hinsicht um Welten. Dabei war die Erstveröffentlichung gar nicht mal schlecht und wohl einige der wenigen Vertreter ihrer Zeit, die nicht vollständig von Weichzeichnern und Co. entstellt worden sind. Unter heutigen Maßstäben kann das durchwachsene Encoding aber nicht mehr überzeugen. Die alte Blu-Ray litt unter einem fast omnipräsenten Grauschleier, Gründominanz, unschönen Überstrahlungen, außerdem mangelt es dunklen Szenen gerne mal an Durchzeichnung. Und von den vielen Beschädigungen am Master wollen wir gar nicht erst anfangen. 

Definierte Farben, gut lesbare Reklameschilder: Das neue Master wartet im Vergleich zur Erstauflage mit zahlreichen Verbesserungen auf.

Die neue Blu-Ray beseitigt zwar nicht sämtliche dieser Schäden, sehr wohl aber die meisten. Das alleine macht den Film schon wesentlich schaubarer als bisher. Das bessere Encoding auf Basis des brandneuen Masters sorgt für eine sauberere Darstellung der analogen Körnung und auch Überstrahlungen sind jetzt kein großes Problem mehr. Besonders auffällig ist das neue Color Grading: Ohne den akuten Grau- und Grünstich der Erstauflage sieht das Geschehen durchweg harmonischer aus. Hauttöne werden wahrnehmbar gesünder dargestellt, farbliche Highlights wie das leuchtende Rot der Rettungssanitäteruniformen unmittelbar nach dem ersten Shootout können sich endlich frei entfalten. Die urbanen Kulissen wirken gerade bei Nacht nicht mehr so kühl, sondern verleihen der Kulisse angenehm differenzierte Farben. An anderer Stelle kommt die neue Blu-Ray merklich kühler rüber als die Erstauflage, was aber dann in meinen Augen gut zur jeweiligen Szenerie passt. Gelegentliche Unschärfen sind dagegen erhalten geblieben, weil diese seinerzeit schon so gedreht worden sind und dafür einfach keine besseren Shots vorhanden waren. Im Kontrastbereich legt das Master ordentlich zu und punktet insbesondere mit kräftigeren Schwarzanteilen und einer besseren, aber weiterhin nicht perfekten Durchzeichnung in dunklen Szenen. 

Man beachte die gute Definition der herumliegenden Geldscheine, dazu das satte Rot der Blutspritzer.

Die 4K UHD löst nativ auf und hat neben einem erweiterten Farbraum nach Rec.2020 auch Support für HDR10 und Dolby Vision an Bord. Neben kleineren Zugewinnen durch die höhere Auflösung beseitigt die hochpreisige Scheibe auch letzte Schwierigkeiten bei Überbelichtung und Durchzeichnungsschwierigkeiten, intensiviert die Farbgebung nochmals um ein kleines Stück, wirkt dafür aber durchgehend etwas dunkler gemastert. Das ist nicht immer optimal, weil dadurch beispielsweise die Skyline von Chicago zur Mittagszeit wirkt, als wäre es noch früher Morgen, bzw. später Nachmittag. Da gefällt mir die hellere Blu-Ray stellenweise einfach besser, auch wenn diese der 4K UHD insgesamt minimal unterlegen ist. Eine klare Kaufempfehlung kann ich daher nicht abgeben, es bleibt einfach eine Frage des persönlichen Geschmacks, welche Version man letztendlich bevorzugt. 

4K UHD und Blu-Ray: Der Ton

Die alte Blu-Ray hatte für die deutsche Fassung lediglich eine verlustfreie Masterspur im Format DTS-HD MA 2.0 an Bord, die abseits guter Dialogverständlichkeit alles andere als gut klang. Es mangelt fast vollständig an Dynamik und wenn es mal etwas lauter wurde, übersteuert die Tonspur auch gerne mal. Die neue Blu-Ray verzichtet auf diese Tonspur zugunsten einer PCM-2.0.-Monospur, die zumindest etwas Dynamik ins Geschehen bringt, in den Actionszenen aber genauso hemmungslos absäuft. Das war schon bei der Erstveröffentlichung vor zwölf Jahren nicht schön und klingt heute auch nicht besser. 

Der Vorstand der Grünen zeigt sich empört über die anhaltend schlechte Tonqualität von Blu-Ray und 4K UHD.

Die englische Version liegt ebenfalls in diesem Format vor und entpuppt sich im direkten Vergleich nur wenig besser, alternativ gibt es noch einen englischen Upmix als im verlustfreien Format DTS-HD MA 5.1, der über die hinteren Lautsprecher zwar etwas mehr Räumlichkeit ins Geschehen bringt, alles in allem aber auch weit hinter gegenwärtigen Ansprüchen performt. Typisch für STUDIOCANAL gibt es beide Formate auch noch als französische Variante, aber selbst hier fallen die Ergebnisse nahezu identisch schlecht zur englischen Tonspur aus. 

Die Extras

Das überschaubare Bonusmaterial setzt sich aus gerade einmal zwei Featurettes zusammen, nämlich der bereits auf der Neuauflage von Red Sonja veröffentlichten, knapp viertelstündigen Kurzdoku über die Karriere von Arnold Schwarzenegger sowie einem neunminütigen Blick hinter die Kulissen von Der City Hai. Letzteres ist eher mäßig informativ, aber mir gefällt, wie selbstkritisch die Beteiligten mit der Produktion umgehen. Das kommt heute viel zu selten vor. Ihr ahnt ja gar nicht, wie sehr mir diese Extras zum Hals heraushängen, wo sich Cast und Crew ausnahmslos in gegenseitigen Lobeshymnen verlieren. Dazu gibt es noch den Trailer zum Film, sämtliche Extras sind sowohl auf Blu-Ray als auch 4K UHD abrufbar, ein lästiger Wechsel der Disc entfällt also. 

„Auch unter heutigen Maßstäben und mit einer zentimeterdicken Retrobrille auf der Nase fällt es mir sehr schwer, diesem Frühwerk in der bleihaltigen Vita von Arnold Schwarzenegger irgendwas Gutes abzugewinnen. Ein mieses Drehbuch voller Lücken und langweiligen Dialogen, spärlich gestreute Action und ein überwiegend hölzern agierender Cast machen Der City Hai besonders im Angesicht der vielen Achtziger-Jahre-Kracher zu einem ziemlich schwachen Streifen, der selbst beinharten Arnie-Fans kaum Freude bereiten dürfte. Wer trotzdem einen Blick riskieren will, bekommt mit der neuen 4K UHD inklusive Blu-Ray Remastered jetzt die bestmögliche Gelegenheit dazu. Das Bild ist dem der Erstauflage trotz kleinerer verbliebener Schwächen weit überlegen, die neue deutsche Tonspur bleibt dafür über weite Strecken ein Graus und auch bei den Extras sollte man nichts Neues erwarten. Insgesamt eine gemischte Tüte, deren Bestandteile nicht alle einen wohligen Nachgeschmack auf der Zunge anspruchsvoller Cineasten hinterlassen.


Quelle Bildmaterial: ©STUDIOCANAL GmbH. All rights reserved.

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von STUDIOCANAL zur Verfügung gestellt worden.

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